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Schwere Bergtour Überschreitung Marchspitze (2.610m), zuvor auf Hermannskarturm und über Hermannskarspitze hinweg

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Thom, 23. Juli 2013.

  1. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Isny im Allgäu
    Furiose Felsrunde in einer faszinierenden Bergwelt. Für erfahrene Steiger ein purer Genuss mit Wiederholungsfaktor.

    Tour-Bewertung:

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    ca. 9,5 Stunden.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] ca. 2.050 Hm / 19,4 km
    [​IMG] Schwierigkeit II+ / T5+
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG]Tourengänger: Johannes, Thom

    Freizeitknappheit, schlechtes Wetter, Verletzungspech oder der auch zum Teil partybedingte Gedächtnisverlust ließen uns in den letzten Jahren von einer Überschreitung dieser markanten Felspyramide nur träumen. Diese Saison jedoch konnten wir alle Hindernisse hinter uns lassen und die längst geplante Rundtour endlich in die Tat umsetzen und vorab darf so viel verraten sein - wir wurden nicht enttäuscht - ganz im Gegenteil! Durch die allgemeine Länge der Tour - den einmaligen Charme der weiten Kare, welche trotz Weganlagen meist einsam durchschritten werden können - die zahlreichen nur wenig besuchten Gipfel der Hornbachkette, welche beim vorbei wandern ausgiebig studiert werden können - die teils langen Kletterpassagen im II. Schwierigkeitsgrad kombiniert mit oft atemberaubender Ausgesetztheit - ja und nicht zuletzt die Tatsache, dass die felsgewandte Bergsteigerin oder der felsgewandte Bergsteiger die aufkommenden Schwierigkeiten sicher bewältigen kann, machen diese Tour zu einer der lohnendsten Bergfahrten unserer Homepage.
    Vorab möchte ich noch einen kurzen Überblick über unseren groben Tourenverlauf geben: vom großen am Bernhardsbach gelegenen Parkplatz in Elbigenalp steigen wir zunächst hinauf zum ausgeschilderten Kasermandl und über später teils idyllische Wanderwege weiter bergan zur einsam gelegenen Hermann-von-Barth-Hütte. Weiter geht es durchs Wolfebnerkar, Birgerkar und mit dem Anstieg zum Schafschartl hinauf ins vordere Hermannskar. Nun Aufstieg über Rinnen in die Scharte zwischen Hermannskarturm und Hermannskarspitze mit anschließender Besteigung des Hermannskarturmes. Danach steht die nicht minder anspruchsvolle Überschreitung der Hermannskarspitze an, welche mit dem erreichen der Putzscharte abgeschlossen ist. Hier fußt der anfangs sehr steile, wenig ausgeprägte Südgrat der Marchspitze - das klettertechnische Schmankerl der gesamten Tour. Der Abstieg von der aussichtsreichen Marchspitze erfolgt über deren Westgrat (Normalweg) hinab zur Spiehlerscharte, welche die mächtige Marchspitze von den eher unscheinbaren Faulewandspitzen trennt. Von hier aus mehr oder minder weglos auf günstigster Route hinab zum Hermannskarsee und weiter in Richtung Krottenkopfscharte, wo wir knapp unterhalb der Schartenhöhe nach links ins langgezogenen Bernhardstal hinab biegen, welches uns wieder zurück nach Elbigenalp führt.


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    Gedämpfter Sonnenaufgang über den Lechtaler Alpen beim Aufstieg hinauf zum Kasermandl. Etwas rechts der Bildmitte erhebt sich die weithin bekannte Räthkalk-Kathedrale der Holzgauer Wetterspitze.

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    Teilweise musste der Wanderweg hinauf zur Hermann-von-Barth-Hütte in den Fels gemeißelt werden.

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    Das weiche Morgenlicht hüllt die gegenüberliegenden Lechtaler Alpen in einen mystischen Schleier.

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    Die ersten Sonnenstrahlen des Tages nützen wir sogleich für eine kurze Rast. Auch schon unterhalb der Hermann-von-Barth-Hütte lässt sich bereits herrlich die Aussicht genießen. Während unseres gesamten Aufstiegs hinauf zur Hütte begegnen wir keiner Menschenseele - ein weiterer Pluspunkt dieser Tour.

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    Bei strammem Wandertempo lässt sich die Hermann-von-Barth-Hütte in gut 2 Std. erreichen. Als wir hier ankommen, erheben sich gerade die wenigen Gäste des Hauses aus ihren Federn. Im Hintergrund thronen die Wolfebnerspitzen, an welchen bereits um 1900 Klettergeschichte geschrieben wurde - die Route über den Südkamin war wohl die erste Mehrseillängentour im V. Grad in den gesamten Allgäuer Alpen. Dem erfahrenen Bergsteiger bietet die Überschreitung dieses Berges eine unvergessliche Bergfahrt.

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    Nach der kurzen Durchschreitung des Wolfebnerkars erstreckt sich nun das flächenmäßig deutlich weitere Birgerkar direkt vor uns. Die formschönen Gipfelziele des heutigen Tages liegen quasi auf dem Präsentierteller: Hermannskarturm, Hermannskarspitze und Marchspitze (v.l.n.r.).

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    Die mächtige Marchspitze im Zoom: links der Südgrat, über welchen wir später ansteigen werden. Bei genauem Hinsehen kann mal das kleine Gipfelkreuz bereits erkennen. Auch der große Gratzacken etwa im unteren Drittel des Grates lässt sich von hier gut ausmachen.

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    Nahaufnahme von Hermannskarturm und -spitze. Wir folgen dem Düsseldorfer Höhenweg nur noch ein kurzes Stück, bis uns ein Abzweig nach links in Richtung Kemptner Hütte quer durch das Birgerkar leitet. Links unterhalb des Turmes erkennt man den Wanderweg, welcher uns hinauf zum Schafschartl führen wird.

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    Nach Querung des Birgerkars zieht ein steiles Steiglein hinauf zum Schafschartl. Kurz nach überschreiten des Schartenhöhe, wo der Wanderweg nach einigen abfallenden Metern den Felsen verlässt, gilt es sofort nach rechts über einige Steilschrofen (I-II) anzusteigen, um zur richtigen Aufstiegsrinne zu gelangen (linke Rinne). Auf keinen Fall sollte man die Rinnen oberhalb des anschließenden Geröllfeldes wählen - diese sind äußerst schwer und führen ins ... Nichts!

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    Beim Felseinstieg hinauf zur Scharte zwischen Hermannskarturm und Hermannskarspitze hat man einen Traumhaften Blick über das Hermannskar hinweg auf Großen Krottenkopf, Hornbachspitze und die Faulewandspitzen. Nachdem wir den ersten kleinen Schrofenvorbau erklommen haben, queren wir nun etwas ausgesetzt (II) in die linke Rinne hinein. Theoretisch lässt sich diese Rinne auch von ganz unten erklimmen, sie ist aber am Anfang recht glatt und in unserem Fall auch nass - keine lohnende Kombination.

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    Im unteren Bereich der Rinne - sie hat einen ganz eigenen Charakter und ist teils recht steil. Die meisten Griffe und Tritte sind leicht abwärts gerichtet, die Kletterschwierigkeiten bewegen sich stets zwischen dem I. und II. Grad.

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    Je nach Geröllmenge am Rinnengrund weichen wir auch das ein oder andere Mal in mit unter etwas anspruchsvolleres Gelände aus (nie über II), um den nachsteigenden Kameraden nicht durch Steinschlag zu gefährden.

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    Johannes im Mittelteil der Rinne - die anhaltend hübschen Klettereien beginnen so langsam richtig Laune zu machen!

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    Blick hinüber zur Ramstallspitze und zum höchsten Gipfel der Allgäuer Alpen - dem Großen Krottenkopf.

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    Nachdem die zwei Rinnen sich im oberen Bereich der Flanke wieder vereinigt haben, geht es über etwas verwitterte Rippen und Platten hinauf in die Scharte zwischen den beiden Gipfeln, knapp unter der Schartenhöhe genießt man noch einen hübschen Tiefblick durch ein schlitzartiges Felsenfenster, welches in die jähen Abgründe der Ostwand leitet - Obacht!

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    Von der Scharte aus wenden wir uns nun zunächst der Besteigung des Hermannskarturmes zu. Das Gelände bleibt weiter anspruchsvoll, wenige Steinmänner weisen einem dem Weg. Das Gelände ist durchweg steil und immer wieder schön ausgesetzt, die Kletterschwierigkeiten bleiben aber moderat (I-II). Über Rinnen, Rippen und Bänder geht es rasch aufwärts.

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    Dieses Bild verdeutlicht, wie exponiert der Anstieg hinauf zum Hermannskarturm teilweise ist.

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    Kurz unter dem Gipfel geht es nochmal über eine teils brüchige Felsschneide mit der gebotenen Vorsicht nach oben (II).

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    Blick vom Gipfel des Hermannskarturmes hinüber zu Rammstallspitze und Großer Krottenkopf. Direkt über der Krottenkopfscharte erhebt sich das Allgäuer Dreigestirn: Hochfrottspitze, Mädelegabel und Trettachspitze.

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    Vom Hermannskarturm lässt sich die Aufstiegsroute zur Hermannskarspitze optimal einsehen und planen. Von der Scharte steigen wir später durch den noch im Schatten liegenden Riss ähnlich einem Viertelkreis hinauf zu einem kurzen Querband mit zwei kleinen Grasflecken unterhalb. Von hier dann schnurstracks über einen weiteren steilen Riss in die nun geröllhaltigere Flanke und in der Felsrinne hinter der Platte auf den Vorgipfel.

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    Dem Gipfel des Hermannskarturmes spendieren wir noch kurz ein Gipfelbüchlein im Glas (im separaten, kleineren Steinmann), bevor wir uns wieder an den Abstieg hinab in die Scharte zwischen Hermannskarturm und Hermannskarspitze machen.

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    Im vorhin angesprochenen schattigen Kamin. In ansprechender, meist großgriffiger Kletterei (II) geht es spannend hinauf in Richtung Querband. Der Anstieg zur Hermannskarspitze ist durchweg steil und erfordert sicheres Steigen! Im Bereich des kleinen Querbandes und des anschließenden steilen Risses (II) befindet man sich in exquisiter Ausgesetztheit.

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    Auch die Rinne hinauf zum Vorgipfel der Hermannskarspitze bietet schöne Klettereien im I. und II. Schwierigkeitsgrad. Der Fels ist überwiegend zuverlässig und so ist der gesamte Aufstieg ein astreiner Genuss!

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    Rückblick zum Hermannskarturm. Man erkennt in der Flanke ganz gut die zu begehenden Bänder und Rippen, über welche wir zuvor aufgestiegen sind. Der erfahrene Bergsteiger wird hier keine Orientierungsschwierigkeiten bekommen.

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    Übergang vom Vor- zum Hauptgipfel der Hermannskarspitze. Im Hintergrund bäumt sich bereits die mächtige Marchspitze auf. Links der Marchspitze die östliche Faulewandspitze.

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    Und auch der Hermannskarspitze spendieren wir eine Gipfelbüchlein.

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    Blick vom Gipfel der Hermannskarspitze über ihren teils recht verwitterten Nordgrat, über welchen wir nun hinab zur Putzscharte absteigen müssen. Neben zahlreichen Kletterpassagen (I-II) kommen zusätzlich teils ausgesetzte Gehpassagen in anspruchsvollem Gelände hinzu - volle Konzentration ist weiter angesagt!

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    In Fels gemeißelter Traum - die elegante und stotzige Marchspitze mit ihrem herrlichen Südgrat direkt voraus! Nicht um sonst zählt dieser Gipfel zu den lohnendsten Berggestalten der gesamten Allgäuer Alpen.

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    Blick vom Gipfel der Hermannskarspitze hinüber zum Großen Krottenkopf, Hornbachspitze und Faulenwandspitzen.

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    Von der Hermannskarspitze steigen wir zunächst einige Meter nach Westen über Geröll hinab, um dann sofort über das hier sichtbare Mäuerchen (I+) auf die andere Seite des Nordgrates zu wechseln.

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    Danach der Grathöhe folgend zu einem über mannshohen, sehr steilen aber großgriffigen Abschwung (II).

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    Nun sehr ausgesetzt (I-II; je nach Routenwahl) einige Höhenmeter nach links (westseitig) hinab auf ein deutliches Schotterband...

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    ... und über selbiges bis kurz über die Putzscharte. Diese Passage zählt zu den gehtechnischen Schlüsselstelle der gesamten Tour. Das Band endet an einer abweisenden Platte, die sich aber an ausgezeichneten Griffen überraschend einfach nach oben überwinden lässt (II). Danach folgen wir wieder direkt dem Nordgrat die letzten Meter (I) hinab zur Putzscharte.

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    Vom Bereich der Putzscharte aus zeigt sich der wenig hervorspringende Südgrat der Marchspitze von seiner heftigsten Seite. Der lange Einstiegsriss knapp links der Gratkante erfordert umsichtige Kletterweise und kräftiges zupacken (II+). In seiner Gesamtkonzeption wird er auch oft schwerer bewertet, was beim Anblick dieses Bildes mit Sicherheit auch zu vertreten ist. Die einzelnen Züge verlassen auf der einfachsten Linie jedoch trotzdem nie den II. Schwierigkeitsgrad. Wir folgen dem Riss etwa zweidrittel nach oben und queren dann leicht ansteigend nach rechts zum eigentlichen Grat hinaus. Allen felsgewandten Bergsteigern sei gesagt: Ohne Seil geht es kaum schöner!

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    Johannes beim Ausstieg über dem Einstiegsriss. Hier kommen Unter- wie auch Oberarme herrlich auf Temperatur! Im Hintergrund die Putzscharte, welche sich von trittsicheren Gehern und Geherinnen sowohl vom Birgerkar als auch vom Hermannskar aus direkt erreichen lassen würde.

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    Blick vom Südgrat der Marchspitze hinüber zur Hermannskarspitze. Im unteren Bereich ihres Nordgrates erkennt man gut das rechts vom Grat eingelagerten Schuttband, über welches wir zuvor in Richtung Putzscharte abgestiegen sind.

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    Der weitere Anstieg bis zur nächsten spannenden Kletterstelle, dem berühmten Zacken, verläuft ohne Überraschungen stets moderat (I). Sogar hier oben lässt sich das ein oder andere Grasbüschel blicken.

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    Abstieg am viel gerühmten großen Gratzacken des Südgrates der Marchspitze. Diese Passage wird oft als klettertechnische Schlüsselstelle der gesamten Runde definiert. Der eigentliche Zacken wird hierbei auf abschüssigen Felstritten ostseitig umgangen (I), um sich dann etwas ausgesetzt an großen Felshenkeln mehrfach hinab zu lassen (II+). Die weiten Züge erfordern etwas Kraft, kleinere Personen müssen mitunter Zwischentritte und -griffe verwenden, weshalb die Stelle dann etwas schwerer ausfallen könnte.

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    Obwohl der Abstieg über den großen Gratzacken deutlich einfacher gefallen ist, als wir das zunächst auf Grund von anderen Beschreibungen im Netz und Fachlektüren erwartet hätten, gibt uns diese überwundene "Schlüsselstelle" nochmal Antrieb für die letzten ca. 150 Hm hinauf zum Gipfel der Marchspitze. Und das Gelände bleibt weiter spannend, teils anspruchsvoll und lecker! Es folgen steile und oft ausgesetzte Grataufschwünge, wie hier zu sehen (II).

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    Gefolgt von kleingriffiger Plattenkletterei bis in den II. Schwierigkeitsgrad.

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    Manchmal ist das Gelände auch komfortabel gestuft (I+), dennoch steil und luftig. Kurz um - das Gelände fordert weiterhin volle Konzentration und lässt niemals Langeweile oder gar Stumpfsinn aufkommen.

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    Blick auf die letzten Meter des hier kaum noch erkennbaren (weil so wenig ausgeprägten) Südgrates der Marchspitze. Das weitere Gelände beinhaltet viele Gehpassagen und nur noch einzelne Klettereinlagen meist im I. Grad. Wäre da nicht noch ...

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    ... ein letzter Engpass im Südgrat. Es gilt drei wenig vertrauenswürdige Grattürmchen zu überwinden, die ersten zwei westseitig, den letzten ostseitig wenn ich mich recht erinnere (II). Die Kletterei ist recht luftig und man befindet sich in unmittelbarem Absturzgelände, weshalb die teils wackeligen Tritte und Griffe sehr sauber auf ihren Halt geprüft werden müssen! Danach geht es deutlich entspannter hinauf zum bekreuzten Gipfel der Marchspitze.

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    Am Gipfel der 2.609 Meter hohen Marchspitze. Auch wenn das Foto einen anderen Eindruck vermitteln mag - wir hatten wirklich einen Heidenspass beim Anstieg auf diese herrliche Aussichtskanzel.

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    Blick vom Gipfel der Marchspitze hinweg in Richtung Osten. Nach kurzer Pause machen wir uns an den Abstieg über den Normalweg (Westgrat) hinab in die Spiehlerscharte.

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    Der Abstieg über den Westgrat ist deutlich einfacher wie der Anstieg über den Südgrat, dennoch erfordert das Gelände gute Trittsicherheit und ein wenig Kletterfertigkeiten. Die Orientierung fällt relativ leicht, zahlreiche Steinmänner leiten einen über teils vorhandene Trittspuren nach unten.

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    Nachdem wir die ersten Meter direkt an der Grathöhe abgestiegen sind, weichen wir nun - immer den Steinmännern folgend - einige Meter in die Nordwestflanke aus. Diese ist teils steil und etwas exponiert. Kurz vor den "Kartenblättern" führt uns der Abstieg wieder direkt über die Gratschneide, um dann über die linke der beiden steile Rinnen (in Abstiegsrichtung) weiter hinab in die Nordwestflanke zu leiten.

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    Die letzten Abstiegsmeter in der "guten" Rinne sind dann nochmal anspruchsvoller (bis II+). Somit stellt die von unten aus gesehen rechte Rinne die Schlüsselstelle auf dem Normalweg über den Westgrat hinauf zur Marchspitze dar. Die linke "böse" Rinne ist im oberen Teil zwar flacher und einfacher wie ihre Kollegin, allerdings sind die untersten Meter leicht überhängend und recht brüchig. Danach folgen wir den Steinmännern weiter hinab über eine etwas glatte Plattenpassage (II) und schlüpfen schließlich unter einem großen Klemmblock hindurch ...

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    ... auf die großen Schotter der Nordwestflanke, welche uns recht rasch und bequem hinab in die Spiehlerscharte führen.

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    Der weitere Abstieg von der Spiehlerscharte hinab zum Hermannskarsee fühlt sich hingegen gar nicht so angenehm an, obwohl das Gelände nicht all zu steil erscheint. Der Untergrund ist oft feinsplittrig und verbacken, hier heißt es nochmal Konzentration beim flinken Abstieg.

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    Balance-Akt über eisigem Nass - nach kurzem Aufenthalt am See geht es weiter in Richtung Krottenkopfscharte, welche wir nicht ganz erreichen, sondern zuvor auf markiertem Pfad in Richtung Bernhardstal abbiegen.

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    Blick beim Abstieg hinab ins Bernhardstal auf Marchspitze, Hermannskarspitze und Hermannskarturm.

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    Beeindruckender Blick von Südosten auf den Großen Krottenkopf - dem mit 2.656 Meter höchsten aller Allgäuer Gipfel.

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    Abstieg in das langgestreckte Bernhardstal, nach strammen 75 Minuten erreichen wir - übrigens in strömendem Regen - wieder unser Auto am Parkplatz in Elbigenalp. Auch die schönste Tour muss eben mal zu Ende gehen!
     
    Zuletzt bearbeitet: 31. Oktober 2019
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  2. Schmiger

    Schmiger Registrierter Benutzer

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    AW: Überschreitung Marchspitze (2.610m), zuvor auf Hermannskarturm und über Hermannskarspitze

    Sehr schöne Tour übrigens, bin auch mittlerweile mehr oder weniger zufällig über die restlichen Bilder bei Picasa gestolpert :wink:

    Hattet ihr eigentlich jemals in Betracht gezogen für den Aufstieg die Hermannskarturm Südkante zu nehmen? Ist ja auch "nur" ein IIIer & es gibt zumindest einen Tourenbericht aus diesem Jahr bei Hikr.org von einer seilfreien Solobegehung...

    Hatte nämlich auch noch mindestens eure Tour dieses Jahr vor, allerdings samt Übernachtung auf der HvB-Hütte um mal die Lage zu erkunden für Alpin Klettern an der Wolfebner... also habt ihr euch bewusst für den Aufstieg in die Scharte entschieden oder einfach nur die Möglichkeit "Südkante" übersehen?
     
  3. Johannes

    Johannes Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    AW: Überschreitung Marchspitze (2.610m), zuvor auf Hermannskarturm und über Hermannskarspitze

    Hallo Schmiger,

    genau - alle Bilder der Touren gibt es immer in unserer Picasa-Galerie. Wir versuchen die Tourenbeschreibungen nur mit schönen & für die Wegfindung wichtigen Bildern zu versehen ohne dass die Berichte zu lang werden. :wink: Den Rest der Bilder gibt's dann in der Galerie.

    Zur deiner Frage: Wir hatten Kenntnis von der Variante über die Südkante auf den Hermannskarturm, allerdings hatten wir uns nicht richtig damit beschäftigt und somit keine genaue Beschreibung dabei/gelesen. Warum nicht - ich weiss es nicht mehr genau. :smile: Wir hatten Informationen und Bilder zu unserer Route - das hat uns wohl auch so schon angesprochen. Aber die Tour hat sowieso mindestens eine Wiederholung verdient, von dem her vielleicht beim nächsten Mal über die Südkante. Ausserdem müssen wir auch irgendwann mal wieder nach unserem Gipfelbuch auf dem Hemannskarturm schauen. :wink:

    Falls du die Route in Angriff nimmst würden wir uns über Infos dazu freuen! :cool:

    Grüße, Johannes
     
  4. AW: Überschreitung Marchspitze (2.610m), zuvor auf Hermannskarturm und über Hermannskarspitze

    Halli Hallo, bin am Donnerstag die "Via Jonas" am Hermannskarturm geklettert mit einem Gipfelbuch im Gepäck, musste es aber leider wieder mit hinunter nehmen :/ . Somit hat euer Gipfelbuch nun einen zweitem Eintrag. Könnte mir jemand Bitte einen Link zu der Beschreibung der Südkante schicken? Ich bin vergeblich am suchen...
    Gruß Lukas
     
  5. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    AW: Überschreitung Marchspitze (2.610m), zuvor auf Hermannskarturm und über Hermannskarspitze hinweg

    Servus Lukas,

    sorry wegen dem Buch :wink:

    Hier ein Link zur Südkante am Hermannskarturm:

    http://www.hikr.org/tour/post66513.html

    Viele Grüße
    Thom
     
  6. AW: Überschreitung Marchspitze (2.610m), zuvor auf Hermannskarturm und über Hermannskarspitze hinweg

    Servus und Vielen Dank!
    Mein Seilpartner wollte letztes Jahr die Südkante machen ist aber zu weit westlich eingestiegen, dort befindet sich nämlich "richtige Kante" (die eigentliche Südkante ist ja mehr ein Sporn oder so...) Da er in der falschen Kante unterwegs war traf er auch auf Schwierigkeiten bis 5+ anstatt einem 3er. Jedoch hat er etwa in der Mitte der Kante einen sehr alten Normalhaken gefunden, daher wurde auch diese Kante schon mal beklettert
    Gruß Lukas
     
  7. Kauk

    Kauk Registrierter Benutzer

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    Friedingen
    An der Hermannskarspitze hab ich den siebten Eintrag verfasst. Auf der Östlichen Faulewandspitze habe ich dann noch eine Botschaft für euch gefunden...siehe Bild :wink:.
    IMG_3583.JPG
     
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  8. Hoefatssuechtig

    Hoefatssuechtig Registrierter Benutzer

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    Moormerland
    Eure Gipfelparade vor über 100 Jahren...

    Hermannskarturm Hermannskarspitze und Marchspitze um 1900p.jpg
    Selten zu sehen: Hermannskarturm, Hermannskarspitze und Marchspitze um das Jahr 1900. Fotograf: Josef Heimhuber.

    Grüße, Christian aus Moormerland
     
  9. simple_s

    simple_s Registrierter Benutzer

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    Ich habe gestern die Tour gemacht. Per Zufall waren noch zwei andere Bergsteiger zur gleichen Zeit am Einstieg. Leider war es uns auf Anhieb nicht möglich die richtige Rinne zu finden. Ich habe dann folgende Variante gewählt, welcher auch die anderen gefolgt sind. Schwierigkeit nicht höher als I-II. Es geht eher um den Einstieg. Im oberen Teil des Aufstieges, passt eure Beschreibung dann wieder.

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    Des weiteren gibt es einen einfacheren Weg in die Putzscharte. Zudem ist man länger auf dem Grat. Kurz vor der Scharte bis zum Abbruch gehen (rot). Anschließend rechter Hand in Richtung kleinem Schneefeld absteigen (grün; vor Ort ist ein Pfad zu erkennen). Nun wieder links (rot) und dicht am Fels in Richtung Scharte. Schwierigkeit kurz I, meist nur laufen. (Das Bild ist von euch, da meins nichts geworden ist).
    [​IMG]
     
  10. Alpenindianer

    Alpenindianer Registrierter Benutzer

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    Parkplatz Elbigenalp inzwischen 3 Euro und mit dem MTB durchs Bernhardstal bis 1400 hm und zur Diensthütte bzw. weiter weglos ins Hermannkar und bis zur Spiehlerscharte. Dann über den Westgrat auf den Gipfel Marchspitze. Weg mit Steinmännchen markiert. Rückweg bis auf den Weg zum großen Krottenkopf unterhalb der Faulenwandspitzen dito und dann auf dem Weg um den Hermannskarturm ins Schafschartel bzw. Abstieg ins Bernhardstal teilweise steil zurück zum Fahrraddepot. Abfahrt über Gibler Alm zum Ausgangspunkt. Dauer der Tour 7 Stunden 15 Minuten.
     
    Zuletzt bearbeitet: 14. September 2018
  11. slinder

    slinder Registrierter Benutzer

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    Am 31.8. wiederholt. Auch wir haben die korrekte Einstiegsrinne nicht gefunden und sind zufällig auch so hoch wie simple_s.

    Auf dem Turm sind inzwischen 11 Seiten im Büchlein voll, wir waren glaub ich der 5. Eintrag dieses Jahr.

    Wenn es interessiert, hier gibt's ein Video zu der Tour:
     
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