Empfohlen Schwere Bergtour Von Oberlech über den oberen Ostgrat auf Juppenspitze (2.412m) und Fernerspitze (2.378m)

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Thom, 2. September 2024.

  1. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Isny im Allgäu
    Sehr abwechslungsreiche "Spritztour", welche vor allem am Ostgrat hinauf zur Juppenspitze viel zu bieten hat. Steiles Gras, ein ausgesetzter Schrofengrat und zum Finale eine bombenfeste Kalkkante. Traumhaft.

    Tour-Bewertung:


    [​IMG] ca. 4,5 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] ca. 1.200 Hm / 12,4 km
    [​IMG]Schwierigkeit II-III / T5
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG]Tourengänger: Franzi, Thom

    "Lass Juppen, Kumpel". Naja, die 80er Jahre sind samt ihrer Schmuddelfilmchen schon längst Geschichte. Die Juppenspitze hingegen ist immer noch - zumindest wenn man sie über ihren Ostgrat besteigt - eine waschechte und rassige Bergtour von selten gewordener Schönheit, da man hier zur warmen Jahreszeit vermutlich nur äußerst selten auf weitere Mitstreiter treffen wird. Vom mondänen Örtchen Lech aus gesehen steht die Juppenspitze zwar ganz klar im Schatten ihrer klobigen und höheren Nachbarin - der Mohnenfluh. Trotz der teils steilen Grasflanken und dem überraschend felsigen Gipfelaufbau wirkt die Juppenspitze eher mild und unscheinbar, die Mohnenfluh stiehlt ihr von hier aus gesehen ganz klar die Show. Ganz anders gestaltet sich jedoch der Anblick vom Bereich der Hochtannbergstraße aus. Von hier aus gesehen wirkt die Juppenspitze durchaus eigenständig uns wild, die enorm steile und fast 600 Meter hohe Nordflanke zieht nur all zu oft meine Blicke während der Fahrt hinauf nach Hochkrumbach in ihren Bann.
    Nachdem wir bereits drei Mal in den letzten Jahren eine geplante Skitour auf die Juppenspitze aufgrund von widrigen Bedingungen aufgeben mussten, entscheiden wir uns dieses Mal für einen hochsommerlichen Ausflug auf selbige. Als Ausgangsort wählen wir den kleinen Weiler Oberlech, da wir an diesem Tag leider nur ein kleines Schönwetterfenster zu Verfügung hatten. Ansonsten wäre auch ein Start in Schröcken denkbar gewesen, um von dort über einen etwas längeren Zustieg des gesamten Ostgrat der Juppenspitze zur besteigen. Auch unser Anstieg von Oberlech erfordert etwas Orientierungsvermögen, sowie perfekte Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Parkmöglichkeiten findet man kurz unterhalb von Oberlech an der Serpentinenstraße. Von dort zunächst nach Oberlech hinein und den Wegweisern schließlich nach rechts Richtung Untere und Obere Gaisbühelalpe folgend.

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    Schon auf den ersten Höhenmetern weicht der dicke Morgendunst den wärmenden Sonnenstrahlen.

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    Nach knapp einer halben Stunde zeigt sich zum ersten Mal unser heutiges Ziel. Halb rechts die kleine Juppenspitze mit der witzigen Fernerspitze links neben ihr. Von der Juppenspitze nach rechts unten ziehend der Ostgrat. Knapp links der Bildmitte der behäbige Felsklotz der Mohnenfluh. Wir folgen hier der Wanderkarawane rechts hinab in Richtung Gaisbühelalpe.

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    Auf dem Weg Richtung Obere Gaisbühelalpe ist man dann schon zumeist komplett für sich alleine.

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    Hinter der Oberen Gaisbühelalpe geht es dann weglos weiter dem Ostgrat der Juppenspitze entgegen. Unser nächstes Ziel ist die begrünten Gratkuppe in der Bildmitte.

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    Die Grashänge sind bis auf wenige ausnahmen moderat steil, der Untergrund aber nicht trittig oder gestuft. Hier braucht es etwas Gespür für die angenehmste Route. Nach der Querung der Runse des Fürmeslebaches wird das Gelände wieder etwas hübscher zu begehen. Hinten rechts lugt schon der Große Widderstein hervor.

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    Über herrliche, dicke bewachsene Grashänge geht es schön hinauf zur angesteuerten Gratschulter.

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    Auf dieser machen wir erstmal eine kleine Getränkepause und genießen die gigantische Aussicht und die Ruhe. Im Hintergrund sieht man schon den schrofigen Steilaufschwung (kurz II, sonst I), welcher Erinnerungen an die guten alten Steilgraszeiten weckt.

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    Blick vom Ostgrat der Juppenspitze hinab zum herrlich gelegenen Körbersee. Hier sind wir schon als kleine Knirpse immer auf Wanderschaft mit den Eltern gewesen, auch damals war man dort nie alleine unterwegs - dennoch war's immer schön. Im Hintergrund etwas unscheinbar Heiterberg, Weißer Schrofen und Höferspitze, rechts der mächtige und wunderschöne Große Widderstein mit seinem langen Ostgrat.

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    Am hübsch ausgesetzten Grat steigen wir der grasigen Schrofenstufe entgegen. Rechts im vorderen Hintergrund der Hochberg, noch weiter rechts die Hochkünzelspitze mit ihren Trabanten.

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    Traumhaftes Gelände am Ostgrat der Juppenspitze. Dahinter Auenfelder Horn (mittig) und Karhorn.

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    Hier die Schlüsselstelle beim Aufstieg über den Schrofengrat (kurz II). Ein Pickel kann helfen, ist aber bei trockenen Verhältnissen nicht unbedingt nötig. Uns gibt der Pickel aber ein gutes Gefühl.

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    Nach der ausgesetzten Schrofenstufe wird das Gelände deutlich felsiger, wir wählen zumeist schöne Felsstellen (bis II) für den weiteren Aufstieg, diese können aber auch leichter umgangen werden. Aber wo bleibt dann der Kraxelspaß?

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    Üppige Steilwiesen und schöner Räthkalk - mehr braucht es in den Bergen eigentlich nicht. Wir steigen auf recht gutmütigem Gelände wieder an die Grathöhe hinauf und weiter zur markanten Kalkkante.

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    Ersteigt man die Kante direkt, so kommt man am dritten Schwierigkeitsgrad nicht vorbei. Für kleinere Aspiranten deutlich schwerer zu klettern, als wie für Großgewachsene. Der Fels ist hervorragend. Wem das zu heikel ist, der kann auch etwas weiter links über einen rinnenartigen Kamin aufsteigen (II). Hier ist der Fels ebenfalls sehr ordentlich.

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    Anschließend geht es in leichter Kraxelei (I) dem teils immer noch ausgesetzten Grat folgend ...

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    ... dem Gipfel rasch entgegen. Da die Felsqualität auf den letzten Höhenmetern deutlich abnimmt, sollten hier Tritte und Griffe ordentlich geprüft werden. Dann steht der "Kraxelgaudi" nichts im Wege.

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    Ankunft am aussichtsreichen und zumindest heute komplett einsamen Gipfel der Juppenspitze. Im Hintergrund die herrlichen Gipfel des Lechquellengebirges und des Bregenzer Waldes. Auf dem markierten Wanderweg geht es nun zunächst recht spannend über Felsen hinab (kaum I) und durch ein kleines Felstörl hindurch in die Scharte vor der Fernerspitze.

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    Auf seichter Pfadspur dann immer an der Kammhöhe entlang, direkt auf die nahe gelegene Fernerspitze.

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    Vom Gipfel der Fernerspitze hat man einen guten Blick auf den wilden Grataufschwung hinüber zur Mohnenspitze. Frei nie und nimmer zu klettern. Am ehesten lässt sich ein Übergang zur Mohnenfluh über die zahlreichen Grasbänder und Steilschrofen der Ostflanke angehen... ist uns aber das Risiko nicht wert und so steigen wir über sehr steile Wiesen nach Osten hinab zum Normalweg der Juppenspitze.

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    Über diesen geht es dann auf bekannter Route zurück nach Oberlech.
     
    Zuletzt bearbeitet: 16. Oktober 2024
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