Empfohlen Schwere Bergtour Überschreitung der Plattigspitzen (2.548m & 2.558m) von Ost nach West

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Thom, 25. September 2025.

  1. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Isny im Allgäu
    Sehr schöne Überschreitung eines immer noch nicht überlaufenen Bergmassivs in der Parzinngruppe. Ab dem Ostgipfel etwas Orientierungssinn von Nöten.

    Tour-Bewertung:


    [​IMG] ca. 6 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] ca. 1.300 Hm / 16 km (davon 250 Hm / 7 km mit dem Bike)
    [​IMG]Schwierigkeit bis III- / T5+
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG]Tourengänger: Franzi, Tobi, Thom

    In mitten gewaltiger Felsriesen eingebettet, sticht das etwas untersetzte Bergmassiv der Plattigspitzen eher weniger ins Auge, wäre da nicht der zur Hanauer Hütte zugewandte und in eleganter Linie gezeichnete Ostgrat des Ostgipfels. Diese Tatsache ist wohl auch der ausschlaggebende Grund dafür, das es sich beim Plattigspitz-Ostgrat nie wirklich um einen Geheimtipp gehandelt hat, zu offensichtlich ist diese schöne Himmelsleiter hinauf ins Parzinn. Trotz Hüttennähe und recht bequemem Zustieg ist der Grat aber bis zum heutigen Tage nicht überlaufen. Je nach Fertigkeiten kann er entweder mit oder ohne Seil angegangen werden, so oder so eine wirklich lohnende Unternehmung. Der Fels ist hierbei bis auf ein paar Abschnitte am Ostgrat recht solide, mit voranschreitender Tour wird es aber zunehmend alpiner, beim Übergang vom Westgipfel zur Kogelseescharte ist perfekte Trittsicherheit und etwas Orientierungssinn in nicht sehr zuverlässigem Fels unabdingbar. Es gäbe aber auch die Möglichkeit, die Tour schon nach der Besteigung des Ostgipfels zu beenden, wie es zum Beispiel Tobias bei seiner ersten Begehung vor einigen Jahren praktizierte. Konditionsstarke Geher können die Tour ab der Kogelseescharte aber auch noch verlängern, so wie es Johannes bei seiner damaligen Unternehmung getan hat. Egal für welche Variante man sich letztendlich entscheidet - beherrscht man die Anforderungen, so steht einem grandiosen Bergtag nichts im Wege. Mir persönlich hat besonders der Übergang zwischen Ost- und Westgipfel gefallen, lassen sich doch hier mitunter verschiedene Varianten begehen, teilweise in spektakulär gutem Fels - ein wirklich herrlicher, wenn auch nicht ganz anspruchsloser Abschnitt. Am geräumigen Parkplatz hinter dem kleinen Örtchen Boden starten wir die Tour mit unseren Bikes hinauf zur Materialseilbahn der Hanauer Hütte.

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    Als Alternative zum Hüttenanstieg über den Wanderweg, lässt sich mittlerweile recht spannend und kurzweilig über den leichten Klettersteig (kurz B/C, sonst deutlich leichter) hinauf zur Hanauer Hütte steigen.

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    Nach Absolvieren des kleinen Klettersteiges hat man knapp oberhalb der Hanauer Hütte eine schöne Draufsicht auf den Ostgrat der Plattigspitzen. Trotz spätsommerlichem Traumwetter ist an diesem Tag gefühlt nichts los in dieser Gegend.

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    Wir steigen auf markierten Wegen noch ein gutes Stück dem Gufelseejoch entgegen, bis wir kurz nach passieren des markanten Kletterfelsens direkt links vom Weg nach rechts über sanfte Grasböden queren können. Im Hintergrund thront die ebenfalls recht lohnend zu besteigende Reichspitze.

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    Auf geeigneter Route folgen wir den eingelagerten gutgangbaren Graspleisen (max. T4+) hinauf zum Grateinstieg.

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    Trotz einer gewissen Steilheit beschränken sich die Schwierigkeiten zumeist auf den I. & II. Grad. Die Felsqualität ist wie eingangs schon erwähnt oft vernünftig bis sehr gut, es gibt aber auch schrofigere Abschnitte.

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    Die Orientierung ist denkbar einfach - immer schnurstracks der Gratkante folgen.

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    Die kurze aber griffarme Platte zu Beginn der glaub ich 4. Seillänge stellt sich als Schlüsselstelle am Ostgrat heraus. Vom Bohrhaken aus angeklettert im III. Schwierigkeitsgrad, es lässt sich das Ganze aber auch etwas nach rechts "auszwicken", dadurch wird es leichter aber auch deutlich brüchiger.

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    Ausblicke ...

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    Tiefblicke ...

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    Gipfelblicke ... der obere Ostgrat führt uns nun zum markanten, von hioer noch senkrecht wirkenden Aufschwung hinauf. Dieser kann entweder links am Bohrhaken über einen Riss mit Bierhenkel (II) oder rechts an der Kante über einen Querspalt und anschließend über eine herrlich geneigte Felsplatte (III-) erklommen werden. Rechts im Hintergrund Bockkarspitzen und Potschallkopf.

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    Danach folgen noch ein paar einfache Felsaufschwünge ...

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    ... und schon hat man den Gipfel der Östlichen Plattigspitzen erreicht.

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    Gipfel Östliche Plattigspitze - dahinter die behäbige Kogelseespitze und die Westliche Plattigspitze.

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    Der Übergang zwischen den beiden Plattigspitzen ist recht kurz und abwechslungsreich, verschiedene Varianten sind denkbar. Wir sind vor dem ersten Gratturm wenige Meter links über ein kleines Schutt-S hinab, um dann nicht ganz unathletisch über eine querliegenden Felsriegel abzuklettern (III-/T5).

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    Anschließend kann sich jeder seinen Weg (II-III+) über den oft bombenfesten Fels selber suchen - eben ganz nach Lust und Laune. Je direkter die Linie, um so kräftiger darf zugepackt werden.

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    Finales Schaulaufen (I-II) hinüber zum Westgipfel der Plattigspitzen.

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    Gipfel Westliche Plattigspitze.

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    Vom Westgipfel in Richtung Kogelseescharte wird der Charakter des Grades merklich alpiner, die Felsqualität zunehmend brüchiger. Man bewegt sich zumeist direkt an der Gratkante oder knapp rechts daneben.

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    Es gibt aber auch hübsch zu kletternde Abschnitte - die Schwierigkeiten bewegen sich meist im II. oder bei sehr direkter Linienwahl auch mal im III. Grad.

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    Die Gratkraxeleien machen Spaß, sind aber spätestens beim Turmgewirr direkt vor der Kogelseescharte zu Ende. Zumindest würde der III. Grad hier massiv überreizt, weshalb wir die zugegeben etwas brüchige und teils hart ausgesetzte Querung durch deren Nordflanke auf logischen Bändern ohne viel Höhenverlust vorziehen.

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    Über die schmalen und geröllbedeckten Bänder queren wir unter den wilden Türmen rechts hindurch. Langweilig ist dies keineswegs, auf dem ersten Abschnitt darf eine luftige Felsnase umschifft werden (II+). Später darf in der immer steiler werdenden Nordflanke ein markanter Kamin bis auf einen Zwischenabsatz eigenwillig abgeklettert werden (II+), anschließend steigt man über ein recht brüchiges Wandl (III-) nach links hinauf zurück zum Grat und Sonnenlicht.

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    Herrliche Ausblicke auf Kogel und Kogelsee, am Horizont die Allgäuer Alpen. Wir steigen rechts über Geröll und Gras in leichterem Gelände ein wenig ab und können so problemlos zum Wanderweg queren, welcher uns die letzten 25 Höhenmeter nordseitig in die Kogelseescharte führt.

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    Ankunft Kogelseescharte. Auf markiertem Wanderweg steigen wir südostseitig über den kleinen Parzinnsee in Richtung Hanauer Hütte wieder ab.

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    Blick von Süden auf das Plattigspitzen-Massiv, rechts dahinter das dunkle Massiv der Schlenkerspitze.

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    Nach raschem Abstieg geht es auf den Bikes im warmen Spätsommerwind zurück zum Parkplatz.
     
    Zuletzt bearbeitet: 6. Oktober 2025
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