Empfohlen Leichte Bergtour Scheinbergspitze (1.926m), Lösertalkopf (1.859m), Vord. Scheinberg (1.827m) & Hasentalkopf (1.797m)

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Manu, 17. August 2016.

  1. Manu

    Manu Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Paradetour im Herzen der Ammergauer Alpen. Über den Ostrücken der Scheinbergspitze mit direktem Übergang zum Lösertalkopf, Vorderer Scheinberg und Hasentalkopf. Absolut überraschende und lohnende Rundtour in malerischer Landschaft.

    Tour-Bewertung:

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    ca. 8 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] ca. 1350 Hm / 16,5 km
    [​IMG] Schwierigkeit I - T4
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG] Tourengänger: Manu, Thom

    Die Scheinbergspitze oder auch nur Scheinberg ist sicherlich kein Geheimtipp, kann er doch über den "Normalweg" relativ einfach erwandert werden. Unsere Variante über den Ostrücken hält allerdings so einiges bereit und wird wenn dann meist im Winter als Skitour begangen. Der Übergang zum Lösertalkopf ist äußerst abenteuerlich und unübersichtlich, die Miteinbindung des Vorderen Scheinbergs und dem Hasentalkopf ist dann nur logisch und rundet diese Tour perfekt ab. Die Klassifizierung "Leichte Bergtour" soll keines Falls darüber hinweg täuschen, dass die komplette Tour die Beherrschung des I. Grades, ein sicheres Gehen in anhaltendem T4-Gelände, absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, sowie ein gutes Orientierungsvermögen im weglosen und teils unübersichtlichen Gelände erfordert. Können alle diese Punkte vom Aspiranten erfüllt werden, so steht einem unvergesslichen Bergtag nichts mehr im Wege.

    Unsere Tour startet am Sägertal-Parkplatz. Wir halten uns zunächst an die nach links ziehende Forststraße, ehe wir nach einigen Kehren in den Wald einbiegen.

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    Im Aufstieg durch den Wald. Wir halten uns hierbei immer an die grünen Schilder des Ski-Aufstieges. Grün sind die Schilder deshalb, dass man sie im Sommer nicht all zu gut erkennen kann. Deswegen muss hier genauer hingesehen werden. Wir kommen aber gut voran und eine "logische Linie" zieht sich durch den Wald - hier kann orientierungstechnisch nicht all zu viel schief gehen.

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    Nach dem wir den waldigen Teil des Aufstieges hinter uns gelassen haben wird erstmals der Blick auf den Gipfelaufbau der formschönen Scheinbergspitze frei. Unterhalb den von Latschen bewachsenen Felsen wird unschwierig gequert (seichte Pfadspur vorhanden - bei genauerem hinsehen erkennbar). Nach den Latschen hat man die Qual der Wahl ob man rechts oder links der Felsmauer in Richtung Gipfel steigt. Wir haben uns für die rechtsseitige Umgehung entschieden - meiner Meinung nach wohl auch die etwas angenehmere Variante. Im Gras-Latschen-Schrofen-Mix kommt man trotz ordentlicher Steigung relativ unschwierig auf den ersten Absatz.

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    In der Aufstiegsvariante. Die Steilheit des Geländes lässt sich hier schon gut erahnen - das Gras ist aber gut gestuft und die Latschen dienen immer wieder als kleine Helferlein. Und so erreichen wir rasch den ersten Absatz der Scheinbergspitze.

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    Danach geht es über mehrere felsige Absätze in spaßiger aber teils luftiger Kletterei (I) in Richtung Gipfel empor. Der Fels ist meist bombenfest und das Gekraxel macht hier einen heiden Spaß!

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    Dann erreichen wir das Stahlseil, dass die letzten Meter zum Gipfel führt. Ein, zwei Mal muss noch etwas Kraft am Seil aufgewendet werden (I) und dann ist der Aufstieg zu unserem ersten Ziel des heutigen Tages geschafft.

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    Rückblick auf den Gratverlauf. Hier kann man schön unseren Aufstiegsweg erkennen. Und ganz ehrlich, dass war schon einmal ein wirklich guter Anfang! Wir sind bestens gelaunt und freuen uns auf die weiteren Passagen der Tour.

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    Am Gipfel der Scheinbergspitze (diese lässt sich übrigens deutlich leichter über den Normalweg erwandern). Nach kurzer Verewigung im Gipfelbüchlein machen wir uns an den Übergang zum Lösertalkopf. Was wir noch nicht wissen - dieser ist mehr als nur spannend und verlangt einen Hang zur Botanik (im speziellen zum Latschenkampf - Hassliebe par excellence).

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    Nach ein paar Felsstufen im Abstieg geht es ans "gärtnern". Oftmals kann man sich am Rand der Latschen bewegen (hier muss jeder Schritt sitzen!), ansonsten heißt es: ab durchs Grün. Die Rückblicke auf die geschichteten Felswände sind einfach fantastisch. Der Übergang bereitet uns trotz des Latschenkampfes richtig Freude.

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    Bizarre Felsformationen im Abstieg. Es wird in eine Scharte abgestiegen, hier wird es etwas heikel. Durch bedachte Schritte auf dem Brösel und den leichten Einsatz unserer Hände (I) kommen wir aber auch hier relativ problemlos in die Einschartung.

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    Mächtiger Felsgendarm. Dieser stellt sich uns in der Scharte in den Weg. Kann aber zum Glück links umgangen werden. Man quert entlang der Felswand des Gendarms über erstaunlich gut zu gehen Schotter und kann dann über Fels und Latschen hinter dem Felsgebilde wieder empor steigen. Von einer direkten Variante durch die Scharte rate ich tunlichst ab (kaum Tritte und Griffe - schlechter Fels). Rechts im Bild ist schon der Hasentalkopf zu sehen.

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    Rückblick Scheinbergspitze und Übergang. Nach der Einschartung sollte an geeigneter Stelle versucht werden etwas unterhalb der Felswände zu gelangen. Wir hielten uns an den Grat und mussten uns durch ganze Latschenwälder kämpfen - dies raubt nicht nur Zeit und Kraft sondern verunstaltet einen ganz neben bei auch noch an Beinen und Armen. Unterhalb der Wände haben wir dann eine leichte Pfadspur erkennen können und so sind wir dann später zu dieser abgestiegen.

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    Eine nächste Einschartung erlaubt uns dann wieder an den Grat zu steigen. Über Gras und Schrofen gelangen wir so wieder auf die Ideallinie.

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    Dann ist das kleine aber wunderschöne Kreuz des Lösertalkopfes erreicht. Nach diesem abenteuerlichen Übergang haben wir uns erstmal eine kleine Pause verdient. Nach kurzer Rast und einem Eintrag ins Gipfelbuch machen wir uns an den Abstieg ins Lösertaljoch. Hier bitte nicht in Richtung der großen Felstürme absteigen, sondern eher an die direkte Linie in Richtung Joch halten.

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    Im Abstieg vom Lösertalkopf. Hier gilt, wie eigentlich auch schon die ganze Tour, volle Konzentration. In steilerem T4-Gelände sind die Schritte bedacht zu setzen. Eine Unterstützung der Arme ist oftmals von Nöten. Vor uns liegen bereits gut erkennbar die beiden nächsten Gipfel - links im Bild der Vordere Scheinberg, rechts der Hasentalkopf. Dahinter Grubenkopf und Firstberg.

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    Der Abstieg vom Lösertalkopf erfordert neben dem berggeherischen Können auch ein gutes Auge für das Gelände. Eine Pfadspur oder ähnliches gibt es hier nicht. Unten bereits gut zu erkennen - das Lösertaljoch.

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    Unser Abstieg im Rückblick. Auf diesem Bild lässt sich sehr gut erahnen, dass es dieser schon in sich hat. vom Lösertaljoch aus geht es nun einige Höhenmeter in Richtung bekreuztes Scheinbergjoch.

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    Am Scheinbergjoch. Hier ist der Gratverlauf zum Hasentalkopf schön einzusehen. Der Pfad verläuft meist unterhalb der Felswände. Links darunter ist der Abstiegsweg in Richtung Bäckenalmsattel und Sägertal zu sehen. Auf diesen treffen wir später beim Abstieg vom Hasentalkopf. Im Hintergrund die Große Klammspitze.

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    Gratverlauf zum Vorderen Scheinberg. Dieser beschert uns immer wieder kleine nette Kraxeleien im I. Grad. Auf direkter Linie geht es in Richtung Gipfel. Links Kenzenkopf, Geiselstein und Gumpenkarspitze. Zwischen dem Vorderen Scheinberg und dem Hasentalkopf befindet sich ein großer Kessel - dieser wirkt fast wie ein Meteoriteneinschlag. Ein wirklich wunderschönes Gebiet.

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    Am Gipfelstangerl des Vorderen Scheinbergs. Hier herrscht wenig betrieb. Im Hintergrund spitzelt die Hochplatte heraus. Nach einen kurzen Trinkpause machen wir uns wieder an den Rückweg zum Scheinbergjoch...

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    ...und an diesem vorbei zum Hasentalkopf. Der Übergang schaut zunächst schwieriger aus, als er dann letztendlich ist. Man erreicht den Gipfel relativ einfach über eine deutliche Pfadspur unterhalb des Grates.

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    Beim Übergang zum Hasentalkopf. Am besten man folgt der Pfadspur. Eine Variante direkt über den Grat ist nur teilweise möglich. Immer wieder klaffen größere Lücken, die nicht direkt überschritten werden können, zwischen den Felswänden auf.

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    Die letzten Meter zum Gipfel des Hasentalkopfes. Wir waren die gesamte Tour so gut wie alleine unterwegs. Das diese Tour so viele Facetten des Bergsteigens vorzeigen kann und man sich durch eine solche malerische Landschaft bewegt hat uns absolut überrascht.

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    Wir steigen nicht bis zum Scheinbergjoch zurück, sondern vor bzw. nach dem Gipfelaufbau direkt in Richtung "Normalweg" ab.

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    Der zuerst angedeutete Pfad verläuft sich nach kurzer Zeit im Brösel. Hier einfach dem Grat folgen. Nach kurzer Zeit ist dann wieder ein Pfad zu erkennen. Diesem folgend erreichen wir wieder den Normalweg (Links im Bild bereits zu erkennen).

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    Bergblumenwiese. Ein herrlicher Anblick wie facettenreich die Vegetation hier aufwartet.

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    Der Abstieg erfolgt über den Bäckenalmsattel und das Sägertal auf angenehmen Pfaden. Wer den I. Schwierigkeitsgrad beherrscht und wem T4-Gelände keinerlei Schwierigkeiten macht, dem sei diese Tour wirklich wärmstens empfohlen. Weitaus lohnender als zunächst gedacht, sind wir immer noch ganz begeistert von dieser Bergtour. Einfach Klasse!
     
    Zuletzt bearbeitet: 26. Juni 2017
    Jens und Thom gefällt das.