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Empfohlen Schwere Bergtour Über die Kaminlochköpfe (2.334m & 2.344) auf das Östliche Kreuzjoch (2.231m)

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Thom, 20. September 2023.

  1. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Isny im Allgäu
    Spannungsgeladener und anspruchsvoller Anstieg auf einen herrlich aussichtsreichen und kaum je besuchten Doppelgipfel in der Loreagruppe. Der Gratübergang zum Östlichen Kreuzjoch darf als absolut lohnend und kurzweilig bezeichnet werden.

    Tour-Bewertung:


    [​IMG] ca. 7 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] ca. 1.370 Hm / 16,5 km
    [​IMG]Schwierigkeit III/III+ / T6
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung (für Individualisten!)

    [​IMG]Tourengänger: Tobias, Thom

    Fast so außergewöhnlich wie der Name dieses formschönen Doppelgipfels in der Loreagruppe ist auch dessen Besteigung über die wilde und steile Ostschlucht, welche Nord- und Südgipfel mittig von einander trennt. Viele Jahre zuvor konnten wir bereits mit der Galtbergspitze den direkten, sehr lohnenden Nachbarn der Kaminlochköpfe besteigen - eine mittlerweile recht beliebte Tour über dem Fernpass. Dank damals traumhaftem Herbstwetter hatten wir während Auf- bzw. Abstieg oft freie Blicke auf die von hier aus gesehen turmartige Felsgestalt der Kaminlochköpfe - unser Interesse war geweckt. Leider geriet der Gipfel in den Folgejahren bei uns ein wenig aus den Augen - zum einen gab es zu viele andere lohnende Ziele - zum anderen haben sich unsere Prioritäten im alpinen Bereich etwas von den anspruchsvollen Bergtouren hin zu Seil- und Freiklettereien verschoben. Doch beim allsonntäglichen durchstöbern der verschiedensten Alpenvereinsführer stach mir das hübschen Schwarzweiß-Bildchen dieser kecken Felsköpfe wieder ins Auge. Nach kurzer Rücksprache mit Tobias und der Tatsache, dass wir dank Herbsturlaub die Unternehmung auch unter der Woche antreten können, stand unser Entschluss fest - ab zum Fernpass. Kaum haben wir diesen erreicht, gilt es dann auch gleich die 1. Schlüsselstelle der Tour zu meistern - die Parkplatzsuche. Wie auch schon vor einigen Jahren haben wir großes Glück und können unser Vehikel knapp unterhalb des Passes in einer kleinen Bucht abstellen. Anschließend folgen wir durchs Kälbertal den teils nur seicht ausgeprägten Wanderwegen hinauf zur Galtbergalpe.

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    Blick vom Kälbertal zurück auf die Gipfel der Mieminger Kette. Der anfänglich strahlende Spätsommertag wird schnell von dicken Dunst- und Wolkenbändern getrübt. Teilweise geht die Sicht auf fast null.

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    Knapp oberhalb der Galtbergalpe kommt kurz die Sonne durch und die gegenüberliegende Gartnerwand kommt zum Vorschein. Wir folgen hier noch ein Stück dem markierten Wanderweg hinauf zum Östlichen Kreuzjoch und biegen dann vor den Steilabstürzen rechts über wegloses, aber gut gestuftes Gelände hinauf in eine Geländemulde (Ochsengarten) unterhalb der Ostseite der Kaminlochköpfe.

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    Kurz vor erreichen der Geländemulde machen die Wolken nochmal auf - was einem ungemein bei der Orientierung hilft. Scheint als wären wir noch auf Kurs. Durch die Mulde hindurch und etwas von rechts kommend zumeist über bisweilen steiles Gras unter die markante Schlucht.

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    Durch die letzten Wolken hindurch nach links an den obersten Rasenrand der Gipfelfelsen.

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    Die letzten Meter Zustieg zur Aufstiegsrinne sind gleich geschafft, das Gras ist steil aber vernünftig gestuft. Danach queren wir über etwas loses Geröll ein paar Meter nach rechts in die Rinne.

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    Zunächst geht es in dieser über Geröll und Schrofen noch recht entspannt nach oben (I-II). Direkt vor uns teilt sich dann die breite Rinne in zwei schmalere Äste. Da der linke nass (wohl meistens so) und der rechte splittrig aussieht, steigen wir kurze Hand über die Mittelrippe zwischen beiden Rinnenästen auf (kurz III+, dann II und III).

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    Rippeneinstieg, hier geht es gleich mal zur Sache. An etwas staubigen, rundgeschliffenen Griffen geht es senkrecht und trittarm wenige Meter nach oben. (III+)

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    Danach legt sich die Rippe etwas, die Schwierigkeiten bleiben aber überwiegend im III. Grad und die Ausgesetztheit nimmt rasch zu. Der Fels ist hier noch überraschend fest, jedoch nicht so griffig und mit weniger Tritten ausgestattet als gewohnt, was öfters ein Anstehen auf Reibung verlangt.

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    Im weiteren Verlauf haben wir wieder zwei Möglichkeiten: weiter links hinauf durch die immer noch nasse und moosige Rinne, bis zur markanten "Moosgrotte" und anschließend über sehr steilen, zusammengebackenen Schutt hinauf in die Scharte zwischen den Gipfeln. Wir entscheiden uns spontan jedoch für die nach rechts oben ziehende Platte, welche bei Direktbegehungen ebenfalls mit III notiert werden darf. Bleibt man links von der Platte im Riss, kommt man mit einem IIer hin. Der Fels muss in auf beiden Führen immer sorgfältig geprüft werden.

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    Der Ausstieg von der Platte endet an einer sehr luftigen Gratkante. Von hier steigen wir noch wenige Meter weiter durch immer brüchiger werdenden Fels (II) nach oben, um an geeigneter Stelle (dennoch heikel) nach links in die Schuttrinne zu wechseln, welche uns hinauf in die Scharte zwischen den Kaminlochköpfen führt. Dieser Abschnitt ist der gehtechnisch anspruchsvollste Teil der Tour, der Fels ist komplett marode, sichere Griffe lassen sich nur wenige ausmachen.

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    In der Schuttrinne unterhalb der Scharte angekommen. Das Gelände bleibt sehr anspruchsvoll und darf keineswegs unterschätzt werden. Gut, dass wir diese Passage heute nicht mehr absteigen müssen.

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    Die Scharte zwischen den Kaminlochköpfen ziert ein kleiner Steinmann - über brüchigen Fels und ein paar Graseinlagerungen steigen wir rasch auf den Nordgipfel (I-II).

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    Blick vom Nordgipfel auf den wilden Übergang zum Südgipfel. Aber so wild, wie es in den alten Führerwerken beschrieben wird, ist es dann doch nicht. Die bizarren Grattürme werden hierbei links auf grasigem Band unschwer umgangen, der Gipfelkörper aus der davorliegenden Scharte anschließend über die hier sichtbare linke Flanke in netter Kletterei erstiegen (II).

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    Blick hinüber zur nahegelegenen Galtbergspitze.

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    Auf dem komfortablen Band knapp links unterhalb der schroffen Grattürme.

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    Die Felswand des Schlussanstieges zum Südgipfel lässt sich gut durchsteigen. (II)

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    Auch hier geht es steil nach oben, keine Frage. Die Felsqualität ist fast vernünftig, die zuvor in der Anstiegsrinne überwundenen Schwierigkeiten lassen aber das Wändlein ein wenig leichter erscheinen, als dies objektiv betrachtet wohl der Fall wäre. Dennoch ist auch hier sicheres Steigen natürlich Pflicht.

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    Am Gipfel des Südlichen Kaminlochkopfes.

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    Auch der Weiterweg zum Nördlichen Kreuzjoch sieht auf den ersten Blick extrem wild aus. Schnell stellen wir fest, dass es zumeist am besten ist, wenn man sich an die Gratkante hält.

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    Dies ist sowohl die schnellste aber auch lohnendste Möglichkeit für den Gratübergang, serviert einem hierbei unzählige schöne, teils herrlich ausgesetzte IIer-Passagen. Wenn ich mir recht erinnere, sind wir lediglich zweimal kurz nach rechts in die Flanke ausgewichen, um überhängende Felszacken am Grat zu überwinden.

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    Da die Kletterei äußerst erheiternd und kurzweilig ist, kommt man kaum dazu, die geniale Aussicht an diesem jetzt sehr schönen Spätsommertag zu genießen.

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    Schöner Felsaufschwung hinauf zum Nördlichen Kreuzjoch (II). Die Felsqualität ist zumeist ordentlich.

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    Das Nördliche Kreuzjoch ist schnell, ja fast zu schnell erreicht. Selten einen so schönen moderaten, aber wild wirkenden Felsgrat in den Lechtalern erlebt - die bestechen doch meist eher durch ihre Brüchigkeit.

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    Blick nach Westen vom Nördlichen Kreuzjoch. Halb links die Namloser Wetterspitze und halb rechts ganz am Horizont der allseits beliebte Hochvogel. Der Übergang zum Mittleren Kreuzjoch ist nun merklich einfacher, allerdings wird's teilweise recht bröselig.

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    Blick vom Mittleren Kreuzjoch auf das Östliche. Mittig im Hintergrund das Zugspitzmassiv und rechts daneben die Gipfel der Mieminger Kette. Der nun folgende Übergang ist überwiegend einfach. Kurz vor dem Gipfelkreuz treffen wir wieder auf den teils stahlseilversicherten Wanderweg, welcher den Kreuzjochgipfel als Übergang verwendet.

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    Gipfel Östliches Kreuzjoch. Links hinten der wilde Doppelgipfel der Kaminlochköpfe, rechts daneben die etwas zahmere, aber wirklich auch herrlich zu besteigende Galtbergspitze.

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    Zoom auf unsere heutige Anstiegsroute an den Kaminlochköpfen.

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    Für den Abstieg vom Östlichen Kreuzjoch wählen wir den uralten und teils etwas verfallenen Pfad über den Pfötschengarten hinab zur Kälbertalhütte. Im Gegensatz zum Normalweg über die Galtbergalpe kann man so zwar nur ca. 20-30 Gehminuten einsparen, die Suche nach dem alten Pfädchen inkl. Markierungen macht aber großen Spaß und ist vom Gefühl her deutlich kurzweiliger als der klassische Wanderweg.

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    Ankunft an der Kälbertalhütte, von hier aus in wenigen Minuten hinab zum bekannten Wanderweg im Kälbertal und schnellen Schrittes zurück an den Fernpass.
     
    Zuletzt bearbeitet: 24. Oktober 2023
    Grimpeur und Tobias gefällt das.
  2. Grimpeur

    Grimpeur Registrierter Benutzer

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    19. April 2020
    Beiträge:
    6
    des Töurle hab ich auch schonmal gemacht, allerdings noch in der Fortsetzung bis zum Loreakopf. Sehr schön ist der steile Anstieg auf den KLK, Kaminlochkopf. Übergang zum höchsten Punkt dann nur noch halb so wild.
     
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