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Empfohlen Schwerer Klettersteig Über die Via Ferrata Cesare Piazetta auf den Piz Boé (3.152m)

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Thom, 2. Oktober 2019.

  1. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Isny im Allgäu
    Herrlicher aber auch anspruchsvoller Klettersteig durch die Südwand des Piz Boé, welcher keine Wünsche offen lässt. Die Aussicht ist stets überragend, im Herbst ist es zudem schön ruhig im KS.

    Tour-Bewertung:


    [​IMG] ca. 4,5 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] ca. 1.020 Hm / Strecke ca. 11 km
    [​IMG] Schwierigkeit D bzw. I
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG]Tourengänger: Franzi, Thom

    Der Piz Boé ist nicht nur der höchste Gipfel in der Sella Gruppe, er dürfte wohl auch der mit Abstand beliebteste sein. Dies ist hauptsächlich auf die Bergbahn vom Passo Pordio auf den Sasso Pordoi zurück zu führen, welche es auch etwas konditionsschwächeren Gehern ermöglicht, recht komfortabel und ohne größere Anstrengung diese über 3.000 Meter hohe Deluxe Aussichtskanzel zu erklimmen. Etwas Kraxelgeschick und Trittsicherheit ist dennoch von Nöten für diese Tour. Wer auf die Bahnfahrt verzichten will, der kann auch zu Fuß vom Passo Pordio hinauf zum Sasso Pordoi steigen, was ich aber für wenig lohnend halte. Besser legt man den Aufstieg über die Boéhütte oder steigt vom Sellajoch aus durch das skurile und beeindruckende Val Lasties und später durch das Valon del Fos zur Pordoihütte auf und weiter zum Boé. Dem Klettersteig affinen Bergsteiger kann der Boé mit der Via Ferrata Cesare Piazetta allerdings noch eine weitere, besonders lohnende Anstiegsmöglichkeit präsentieren, welche ich hier gerne vorstellen möchte. Der Steig erfordert besonders auf den ersten sehr steilen und anhaltenden 150 Höhenmetern gute Unterarmkraft, kleinere Aspiranten müssen hier oft auf Volllast umklinken. Zudem ist das Seil etwas dünner wie in unseren bekannten Sportklettersteigen. Der teils schon recht abgespeckte Fels stört nur auf den ersten paar Metern, danach überwiegt die Freude am schön angelegten Steig mit seinen unzählig spannenden und ausgesetzten Stellen.

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    Schon unsere Zufahrt von Toblach über Cortina d'Ampezzo und den Passo Falzarego lässt das Bergsteigerherz höher schlagen. Man wird mit schauen kaum fertig - so viele Dolomiten-Berühmtheiten am Wegesrand sind nicht alltäglich. Im Hintergrund die Tofana de Rozes, sicher auch ein extrem lohnendes Ziel für die nächsten Jahre.

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    Ausgangspunkt für diese Unternehmung ist der Parkplatz des weithin sichtbaren deutschen Kriegerdenkmals knapp unterhalb des Passo Pordoi, an welchem wir uns aus dem Auto "schmeißen" lassen. Auf gemütlichen Wegen geht es zunächst dem kreisrunden Kriegerdenkmal entgegen.

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    Danach folgen wir dem Wegweiser über schmale Pfade durch Edelweiß überzogene Almwiesen hinauf in Richtung Südwände des Piz Boé. Der Einstieg des Klettersteiges liegt hier ganz rechts im Bild, eine wackelige Seilbrücke leitet uns später über die schon von hier gut sichtbare, schattige Südschlucht.

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    Es weht ein scharfer Südwind an diesem Tag. Dank der südseitigen Ausrichtung sind die Temperaturen moderat. Im Hochsommer möchte ich hier allerdings nicht aufsteigen müssen. Hinten ist das berühmte Massiv der Marmolada mit ihrem höchsten Punkt der Punta Penia zu sehen, rechts daneben der Gran Vernel.

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    Je näher man den Südwänden kommt, desto steiler und blockiger wird das Gelände. Die Orientierung fällt jedoch zu keinem Zeitpunkt schwer.

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    Unterhalb der Südwände geht es dann einige hundert Meter nach rechts Richtung Einstieg. Im Hintergrund der markante Monte Pelmo und links daneben die berühmt berüchtigte Civetta.

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    Der Weg hinüber zum Einstieg ist dank schroff überhängender Felsen recht sicher vor Steinschlag.

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    Die Einstiegslänge ist glatt poliert und verlangt festes Zupacken (D), die Schuhe haben hier null Grip. Allerdings fallen einem die folgenden Passagen, welche nur mit (C/D) bewertet sind, nicht wirklich leichter.

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    Auch die anschließenden Querung verfügt über kaum Trittmöglichkeiten (C/D). Schon nach wenigen Minuten befindet man sich in einer herrlichen Exposition.

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    Nach kurzem Schotterband folgt ein kleiner Überhang, welcher mittels Steigbügeln ganz gut zu überwinden ist (C). Danach geht es wieder mit ordentlich Armkraft senkrecht weiter nach oben.

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    Kleine ausgesetzte Querung (C) bevor eine lange und kraftraubende Passage (C/D) folgt. Der alpine Flair ist atemberaubend, die anhaltenden Schwierigkeiten machen die Via Ferrata Cesare Piazetta zu einem der anspruchsvollsten aber auch lohnendsten Klettersteige in den ganzen Dolomiten - hervorragend!

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    Über eine etwas wackelige, frei stehende Leiter geht es steil (C/D) hinauf zum nächsten Band.

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    Gigantische Ausblicke Richtung Süden auf Marmolada und ihre Bergnachbarn.

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    Kurzes Verschnaufen auf bequemen Band - die Stahlseil-Turnerei in dieser Höhe ist zwar ein wenig anstregender wie gewohnt, der warme Fels in Kombination mit der kühlen Luft und der absoluten Einsamkeit ist aber dermaßen herrlich, dass man alles anderen leicht ausblenden kann.

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    Nach dem komfortablen Band geht durch einen sehr engen Kamin. Hier muss am besten der Rucksack auf eine Schulterseite genommen werden. So kommt man einigermaßen gut durch diesen aberwitzigen Engpass. Der glatte Fels bietet für die Schuhe kaum Grip, die Power kommt wieder aus den Armen.

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    Danach leitet uns ein weiteres Band hinüber zur Hängebrücke (A/B) ...

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    ... welche uns recht wackelig über die große Südschlucht führt. Kleines Schmankerl: mitten auf der schaukelnden Konstruktion aus Stahlschlaufen und -profilen darf umgeklinkt werden - luftig!

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    Nach der Brücke geht es weniger steil über zahlreiche Felswülste hinauf (B-B/C).

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    Weiter geht es über leichteres Klettersteiggelände in Kombination mit kurzen Gehpassagen zum letzten sehr steilen Aufschwung (C). Hier darf noch mal richtig fest zugepackt werden.

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    Nebenher natürlich Aussicht genießen nicht vergessen!

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    Nun folgt die Schlüsselstelle des Steiges: steil nach halb rechts zu einer überhänden Schuppe und mit etwas Geschick und viel Armkraft über diese hinweg und weiter in senkrechtem Gelände zur nächsten Geländekante (D).

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    Ausblick Richtung Osten auf die drei Tofanen, Monte Cristallo und Monte Pelmo. Unten im Tal erblickt man das kleine Bergdörfchen Arraba.

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    Die letzten Steigmeter liegen vor uns (B-C). Danach wechseln wir wieder auf unsere Wanderschuhe.

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    Jetzt gilt es noch über den wenig ausgeprägten Südgrat dem Piz Boé auf sein Haupt zu steigen.

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    Steinmänner und Markierungen weisen einem den sowieso klaren Weg. Ein paar schöne Felsstufen (I) bringen ein wenig Abwechslung in den sonst recht eintönigen aber aussichtsreichen Runout zum Gipfel.

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    Geschafft - nach knapp 3,5 Stunden erreichen wir den gar nicht mal so schönen Gipfel des Piz Boé.

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    Blick Richtung Osten auf den schroffen, anspruchsvollen Langkofel und seinen etwas leichter zu besteigenden Nachbarn, den Plattkofel links davon. Rechts das markante Hochplateau unterhalb des Piz Miara.

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    Blick Richtung Osten auf die drei Tofanen - kaum ein Gebirge in den Alpen wirkt weitläufiger als die Dolomiten.

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    Über den Normalweg steigen wir vom Boé zurück in Richtung Sasso Pordoi. Hier der Rückblick auf den behäbigen, mächtigen Schutthaufen des 3.152m hohen Piz Boé mit dem kleinen Refugio Capanna Fassa.

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    Die kleine aber feine Pordoi-Hütte. Eine Einkehr lohnt sich zu jeder Zeit!

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    Von hier aus müssen nochmal knapp 80 Höhenmetter hinauf zum Sasso Pordoi bewältigt werden. Dann gönnen wir uns Kaffee und Kuchen bevor wir zufrieden mit der zügigen Bergbahn ins Tal brettern dürfen.

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    Ein letzter Blick auf die Marmolada - schätze, wir kommen bald wieder ...
     
    Zuletzt bearbeitet: 18. Dezember 2022
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