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Empfohlen Schwere Bergtour Überschreitung von Mahdlochspitze, Mittagspitze, Omesturm und Omeshorn

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Thom, 15. August 2022.

  1. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Isny im Allgäu
    Wilde und äußerst einsame Gratüberschreitung vom Mahdlochjoch zum Omeshorn mit einer wirklich schönen, aber selbst zu versichernden Kletterei (2 SL) am Omesturm. Herrliche Tief- und Ausblicke.

    Tour-Bewertung:

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    7 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] ca. 1.150 Hm / 12,5 km (davon 60Hm Seilklettern)
    [​IMG]Schwierigkeit IV+ / T6
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG]Tourengänger: Tobi, Franzi, Thom

    Wem ist beim Studium des AVFs Bregenzenzer Wald / Lechquellengebirge nicht schon mal die Beschreibung zur Besteigung des Omeshornes - dem Hausberg der Lechler - ins Auge gefallen? Als einziger Zustieg wird hier die weglose Führe über die Nordostschulter durch "extrem steiles Gras- und Schrofengelände mit Felsstellen (II)" (AVF Bregenzer Wald / Lechquellengebirge von Dieter Seibert, 1. Auflage von 2008, Rother Verlag) beschrieben. Für den steilgrasliebenden Bergsteiger klingt das zunächst einmal nach einer idealen Indivudualistentour, welcher äußerst spannend werden könnte. Was uns bei der Tourenvorbereitung allerdings stutzig gemacht hat, war die Tatsache, dass auf der Wanderkarte des Gebietes ein markierter Steig auf das Omeshorn eingezeichnet ist. Erstaunlicherweise wird dieser aber im AVF zu keinem Zeitpunkt erwähnt. Da auch der direkte Nachbar des Omeshorn - der aus steilem Rätkalk bestehende Omesturm - schon seit längerem das Interesse von uns geweckt hat, beschlossen wir einen Versuch für die Überschreitung des kompletten Omesgrates vom Mahdlochjoch aus zu versuchen. Hierbei werden sämtliche Gangarten der Sommerbergsteigerei vom Aspiranten abgefordert - Orientierung im weglosen Gelände, Steilgras, extrem splitterige und unangenehme Mergelpassagen, freies Klettern im nicht immer zuverlässigen Fels bis III und zwei selbst zu versichernde Seillängen in zumeist gutem und griffigem Rätkalk bis IV+. Wer sich den Anforderungen dieser Runde gewachsen fühlt, der bekommt ein lohnendes, prickelndes und einmalig schönes Bergabenteuer serviert, welches man heutzutage nur noch an wenigen Orten in unseren Bergen finden dürfte. Als Ausgangspunkt für diese Unternehmung wählen wir den großen Wanderparkplatz am Ortsende von Zürs.

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    Vom Parkplatz aus wandern wir zunächst einige hundert Meter bis ans nördliche Ende der Ortschaft Zürs uns steigen von dort weglos über Skipisten hinauf in Richtung Zürsersee. Im Hintergrund sind die Massive von Mohnenfluh, Großer Widderstein und Karhorn gut auszumachen.

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    Nach wenigen hundert Höhenmetern wird dann zum ersten Mal der Blick auf unsere heutige Runde frei - Mittagspitze, Omesturm und Omeshorn mit seiner grasigen NO-Schulter ganz rechts außen, über welche wir später, falls möglich, wieder absteigen möchten. An der nächsten Geländewellen treffen wir dann auch auf einen Wanderweg, welcher uns rasch ...

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    ... hinauf zum Mahdlochjoch mit seiner berühmten Liftstation führt. Im Hintergrund halb links der vor allem im Winter äußerst beliebte, aber nicht anspruchslos zu begehende Mehlsack (Oberer Schafberg).

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    Hinter der Liftstation am Joch steigen wir weglos der Mahdlochspitze entgegen, welche Tobias schon vor einigen Jahren im Form einer schönen Skitourenrunde von Lech aus bereits bestiegen hatte.

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    Auf der Mahdlochspitze. Der weitere Gratverlauf bis hin zum Omeshorn sieht - mal vom äußerst steilen Felsen des Omesturm abgesehen - von hier aus gut gangbar aus. Der erste Eindruck täuscht allerdings gewaltig.

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    Zunächst noch recht einfach über zusammen gebackenen Schrofenmergel hinüber zur wenig ausgeprägten NO-Schulter der Mahdlochspitze.

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    Dann folgt ein übelst brüchiger Mergelabschwung (I-II/T6), an dem leider gar nichts fest ist und nichts hält. Wer das Risiko hier minimieren möchte, der steigt besser vor der Mergelstelle in gut trittigem Steilgras gut 50Hm hinab und quert wieder leicht ansteigend über die folgende Bröselrunse, letztlich dann wieder über glattes und kurzes Steilgras zurück zum Grat (Umgehung T5).

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    Rückblick auf die Mahdlochspitze. Die äußerst unangenehme Mergelpassage befindet sich im oberen Drittel des Grates und ist von hier aus leider nicht zu sehen. Nach ein paar gemütlichen Metern am Grat auf schönem Gras gelangen wir rasch zum nächsten Hindernis der Tour.

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    Links vom Grat (westseitig) zunächst auf luftiger werdendem Grasband einige Meter hinab und über lose Felsen in eine sehr steile, kaminartige Rinne (II+) nochmal gut 10Hm hinab bis zu einem markanten Felstürmchen (luftig), welches sich leicht an das Bergmassiv lehnt. Hier links durch den Spalt leicht überhängend in anregender Kletterei (III) hinab auf grasige Tritte und wieder hinauf zum Grat.

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    Da man in der kaminartigen Rinne wirklich alle Hände und Füße benötigt, hier nur ein Foto des kleinen Türmchens inklusive dem zu kletternden Riss mit Klemmblöcken am Ende der besagten Rinne (rechts dahinter). Eine Alternative zu unserem gewählten Abstieg scheint es nicht zu geben.

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    Es bleibt luftig und anspruchsvoll. Über teils großblockigen, leider nicht immer ganz zuverlässigen Fels geht es in schöner Kletterei (II) der Mittagsspitze entgegen.

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    Ausblicke ...

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    Die letzten Klettermeter hinüber zur Mittagspitze, bevor es sehr steil über Gras auf den Gipfel geht.

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    Blick über den Zürsersee hinweg auf Valluga (Bildmitte) und Roggspitze (Dreikant, knapp links daneben).

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    Von der Mittagspitze geht es einfach hinab zum Fuße des Omesturmes. Nicht kletternde Bergsteiger haben hier wohl die Möglichkeit, über dunklen, heiklen Mergel links unter den Felsen hindurch zu queren und über die sichtbare Rinne mit großem Blockwerk im oberen Bereich wieder aufzusteigen (II-III?). Sieht aber nicht allzu lecker aus, wenn ich ehrlich sein darf - eher unlohnend und gefährlich.

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    Dank mitgeführtem Kletterequipment können wir uns die heikle Mergelpassage sparen und steigen knapp rechts der Gratkante des linken Kalkpfeilers ein. Über großzügiges Blockwerk geht es zunächst einfacher (II-III) hinauf zu einem kleinen Absatz unterhalb des sehr markanten Risses. Es gibt gute Möglichkeiten zur Selbstsicherung mittels Camelots und Bandschlingen.

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    Dann geht es durch den herrlichen Risskamin an fast immer guten Griffen und Tritten durch griffigen Kalkfels hinauf zu einem weiteren, kleinen Absatz (IV+). Lediglich zwei Kalkplatten direkt in der Verschneidung sollten mit Vorsicht genossen werden - sollten diese Ausbrechen, wird es sowohl für die Kletterpartner als auch das Seil gefährlich!

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    Vom oberen Absatz wird dann leicht links haltend über herrlich griffige Leisten zum Grat ausgestiegen (IV+) und knapp oberhalb lässt sich dann auch gut der erste Stand an großen Block und einem von uns frisch gesetzten Schlaghaken machen.

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    Am Stand ... Von diesem geht es dann deutlich flacher in netter Kletterei (zunächst III, später nur noch I-II) in ca. 60 Metern hinauf zum Gipfel des Omesturmes. Die zweite Seillänge wäre im Nachhinein auch ohne Seil gegangen, da die Schwierigkeiten überschaubar sind - allerdings weiß man das vorher nicht.

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    Gipfel Omesturm. Ausblick Richtung Rote Wand, Johannesköpfe und Braunarlspitzmassiv.

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    Der Übergang vom Omesturm zum Omeshorn gestaltet sich dann sogar etwas einfach, als wir das zunächst vermutet hatten (I+/T4-5). Es gibt also doch einen leichteren Zustieg auf den Omesturm, als nur in äußerst schwieriger Kletterei, wie es der AVF es uns weiß machen möchte.

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    Steil geht es an tollem Fels dem Gipfel des Omeshornes entgegen. Das die Schwierigkeiten den I. Grad nicht überschreiten, verwundert ein wenig. Der Übergang sollten dennoch nicht unterschätzt werden. Gerade vom Wanderpublikum, welches sich evtl. überlegt, nach vollzogener Besteigung des Omeshornes noch den Turm rasch mit zunehmen. Der Übergang erfordert Erfahrung in steilen Grasschrofengelände und gute Trittsicherheit.

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    Die letzten Meter hinauf zum Gipfel des Omeshornes. Über den in der Karte eingezeichneten Steig (Trittsicherheit notwendig) erreichen an diesem herrlichen Hochsommertag ca. 10-15 Wandersleute den aussichtsreichen Gipfel.

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    Da die Route über die NO-Schulter des Omeshornes vom Gipfel aus gesehen einladend wirkt, entschließen wir uns kurzer Hand, über diese abzusteigen. Die Alternative hierzu wäre über den Steig nach Westen abzusteigen und über das Mahdlochjoch (ca. 400-500Hm zusätzlich) wieder aufzusteigen. Der Weg zur Ostschulter ist hierbei gut gangbar (T4, kaum I).

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    Abstieg über die steile NO-Schulter (T5). Das Gras ist nur mäßig gestuft, dennoch gut zu begehen. Die vom AVF angekündigten extrem steilen Gras- und Schrofenpassagen bleiben aus, auch gibt es hier keinen zu bewältigenden Kletterstellen im Abstieg. Die Beschreibung im AVF ist somit inkorrekt.

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    Auf gut zu gehender Linie steigen wir über die noch hohe Flanke in den Talboden hinab. Dort treffen wir bald auf Wanderwege, welche uns bequem zurück nach Zürs führen. Man könnte über diese Führe ebenfalls gut aufsteigen, allerdings dürfte der hohe Grashang einiges an "Körner" kosten.

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    Ein letzter Blick zurück auf die heutige Überschreitung - einen wirklich großartige Tour geht zu Ende ...
     
    Zuletzt bearbeitet: 28. August 2023
    Tobias gefällt das.
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