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Schwere Bergtour Hammerspitzen (2.259 m) Schüsser Überschreitung

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Tobias, 24. September 2008.

  1. Tobias

    Tobias Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Rassige Überschreitung mit echten Klettereinlagen in kurzer Zeit. Spannend und aussichtsreich!

    [​IMG] Gehzeit: ca. 6 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] Strecke: 10-15 km /ca. 1300 Hm
    [​IMG] Schwierigkeit II-III
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG] Tourengänger: Thom, Tobi


    Ein wirkliches Kleinod, diese Überschreitung. Deutlich weniger besucht, stiller, im Vergleich fast unberührt, stellt sie ein Refugium für den erfahrenen Individualisten dar, eingekesselt von den hingegen immens frequentierten Nachbarn Mindelkeimer KS und Kanzelwand. Für den Allgäu-Kenner und Könner eine echte Plaisir-Unternehmung, immer anspruchsvoll, aber eigentlich nie unangenehm oder gar heikel, binnen weniger Stunden durchführbar, und dabei mit dem Potential, selbst den verwöhnten Bergsteiger vor Freude sabbernd in den Teppich zu pressen. Auf den Punkt gebracht: Folgender Tourenvorschlag richtet sich an absolut sichere und erfahrene Bergsteiger, die mit steilem, teils brüchigem Gelände vertraut und dem oberen zweiten/unteren dritten Schwierigkeitsgrad (frei) gewachsen sind. (Normalweg eine Stelle laut AVF, theoretisch an zwei BH versicherbar: allerdings sollte man sich diese kurze Passage auf jeden Fall frei zutrauen, da ein Mitschleppen von Kletterzeugs hier absolut nicht lohnt und zudem eine wirklich gutmütige Kletterei - teils auch nur mit II bewertet - vorliegt; eine in der von uns begangenen Variante unangenehme, etwas heikle Kraxelei lässt sich auch vermeiden.) In unserer Beschreibung halten wir uns an die allgäuer Namensgebung (Aus walserischer Sicht namensvertauscht: Schüsser=Hammerspitze und umgekehrt - kommt eben immer auf die Ansicht des jeweiligen Berges an). Innerhalb dieses kurzen Zeitrahmens mit Sicherheit eine der spannendsten und abwechslungsreichsten Rundtouren!
    Wir empfehlen diese absolut unterhaltsame wie auch anspruchsvolle Rundtour von der Fiderepasshütte aus zu unternehmen, um die Schlüsselstellen, die sich durch unsere Aufstiegsvariante deutlich summieren, angenehmer im Aufstieg meistern zu können.

    Route: Gasthof Schwendle Mittelberg - Fluchtalpe - Fidererpasshütte - Hammerspitze I - Hammerspitze II (Hochgehrenspitze) - Schüsser - "Weizenalm" - Mittelberg

    [​IMG]

    Hier im Bild: Der Verlauf des Mindelheimer KS im Morgengrauen. Von links nach rechts: Schafalpenköpfe und Kemptener-Köpfle.

    Bereits zwei Wochen zuvor waren wir hier oben an der Fiderepasshütte, sind damals allerdings - und das ist der große Unterschied - nach rechts abgebogen, um an einem wenig überlaufenen Frühsommertag, den Mindelheimer KS zu ziehen; die Nerven habens gedankt. Heute führt uns der Weg nach links und wir freuen uns wie kleine Kinder auf den Spielplatz- und der sollte uns nicht enttäuschen!
    Gegen eine kleine Gebühr (wird drin entrichtet) parken wir am Gasthof Schwendle in Mittelberg (1176m) und marschieren zügig ins Wildental. Nach kurzer Zeit passieren wir die Untere-, dann die Innere Wiesalpe - versucht die Erbsensuppe mit Tupper-Wursteinlage :rechtskotzen: - und erreichen schließlich die Fluchtalpe (1390m), wo die bisher breite Forst- und Versorgungsstraße durchs Wildental in einen hübsch angelegten, steinigen Weg zur Fiderepasshütte abzweigt und sich in vielen Kehren emporzuschlängeln beginnt. Es folgt ein kurzes flacheres Plateau, bevor die Passhöhe über relativ steiles Gras auf weiterhin gutem Pfad erreicht wird. Angenehm an jedem Start durchs Wildental: Die Pumpe kann erst mal ganz gediegen auf Touren kommen, bevors dann steiler zur Sache geht.


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    Ein erster Blick auf den heutigen "Spielplatz".

    Deutlich ist das geröllige, zerklüftete Couloir oberhalb des sonnenbeschienenen Wiesenabschnitts auszumachen.


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    Die Fiderepass Hütte ist bald erreicht, ...

    ... vor allem, wenn man früh genug aufbricht, um angenehm in der morgendlichen Kühle gehen zu können. Ab dieser (2070m) links über anfangs flaches, dann schnell steil werdendes, mit Schrofen durchsetztes Gras auf deutlichem Steig empor.
    Unter den Felsabbrüchen queren wir auf sandig-brösligem, undeutlichem Pfad an einer dunklen Wand (Bohrhaken) entlang nach links. Während linker Hand Geröllabbrüche auf steiles Gras, das nach einiger Strecke ins Nirgendwo abbricht, Respekt einfordern, setzt zur Rechten hingegen das Couloir zum Schärtchen der Hammerspitze an. Über erste feuchte Stufen (teils I+) kletternd haben wir nun die Auswahl zwischen einer etwa mittig verlaufenden Geröllrinne oder dem Ausweichen in steiles Gelände nach links. Wir wollen klettern und wählen Zweiteres, was sich als goldrichtig erweist: Herrliche Spaßkletterei leitet uns - hier herrscht völlig freie Routenwahl: man muss sich selbst orientieren - zur Schlüsselstelle des heutigen Tages, einer abweisenden, äußerst steilen Verschneidung nach links oben Richtung Gipfelwand der Hammerspitze, die durch ihre Glattheit sowie Bröselauflage zusätzlich an Brisanz gewinnt. Wer will, der kann diese Passage nach links querend deutlich vereinfachen.


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    Im Vordergrund erhebt sich nur ein Vorbau, der Gipfel links im Bild ist die Hammerspitze. Sogar das Kreuz ist bereits zu erkennen.

    Folgt man dem Weg- sowie dem Wiesenverlauf, so erreicht man die daran anschließende Schattenlinie. Etwa in der Mitte ragt deutlich eine schwarze Rissverschneidung empor, die sich später als (gefühlte) Schlüsselstelle entpuppen sollte.


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    Die ganze Überschreitung im Überblick vom Mindelheimer KS.

    Von vorn: Hammerspitze, zweite Hammerspitze (Hochgehrenspitze), und schließlich der grasig-schrofige Schüsser, über dessen nach links abfallenden Grat abgestiegen wird.


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    Trollblumen vor Restschneemauer.

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    Thom freut sich schon, ...

    ... die folgenden Bilder verraten auch warum. Im Hintergrund die Fiderepasshütte und der Wegbeginn zum Mindelheimer KS.


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    Der Schlüsselabschnitt näher ...

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    ... und in Vollauflösung. Eingezittert der ungefähre Routenverlauf.

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    Antesten einer gebohrten Route in der schwarzen Wand.

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    Im Couloir.

    Anfangs locker über teils feuchten Stein ...


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    ... dann die Schlüsselstelle von oben. Kleine, teils von feinem Schotter bedeckte Griffe und Tritte erfordern Konzentration. Nach links kann über grieselige Bänder und Tritte deutlich vereinfachend rausgequert werden.

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    Direkt danach wird ein etwas abdrängender Sporn links umgangen (II). Wir queren nun nach rechts, da wir geradeaus ungesichert nicht weiter wollen, steigen kurz vor der Scharte über eine unangenehm mergelige Stufe in die Rinne ab (II+) und folgen ihr die letzten Meter auf das Schärtlein und damit wieder auf den Normalweg.

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    Im Schatten und viel auf Reibung setztend wird der klobige Felssporn spaßeshalber mitgenommen (II). Dann fällt uns auf, dass wir fast schon oben sind, und wir halten uns rechts. Kurz vor der Scharte steigen wir, wie eben bereits erwähnt, unangenehm und nicht ganz einfach in die Rinne ab.

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    Kurz unterhalb des Gipfels.

    Zwar ist dies bereits ein Teil des Wändchens, aber nicht der zum Ersteigen gedachte Teil.


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    "Crux" Normalweg.

    Der ist hier. Vor uns liegt nun die letzte kurze Kletterei vor dem Gipfel der Hammerspitze - die Schlüsselstelle der Normalroute - ein in etwa sechs bis sieben Meter hohes, annähernd senkrechtes Wändchen, welches an exzellenten Griffen und Tritten komfortabel erstiegen wird (2 Bohrhaken vorhanden; auch ein Abseilen vom Gipfelkreuz ist möglich). Es besteht die Möglichkeit das Wändchen etwa einen Meter weiter links bzw. rechts zu erklettern: rechts beginnt es sehr ausgesetzt zu werden, da die Wand jäh in die Tiefe bricht, weiter links ist in etwa ein zusätzlicher Klettermeter "in Kauf zu nehmen".


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    Vollmond im oberen Teil der Wand.

    Links gehts gewaltig nach unten. Fallen ist hier nicht!


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    Anstieg und erster Teil des KS.

    Zwei Wochen zuvor schlummerte hier noch alles unter einer dicken Schneedecke. Der Weg zieht sich weiter nach links über den begrünten Vorbau und folgt der Wiese bis zum Grat steil empor. Anschließend wird von diesem verdeckt nach rechts zum Einstieg gequert. Im Hintergrund rechts, aus dieser Perspektive gar nicht leicht zu erkennen, der Biberkopf.


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    Blick vom Gipfel.

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    Wir am Kreuz, ...

    ... aufgenommen von zwei Schweizern, die uns oben begegnet sind. Die beiden sind das Wändchen abgeklettert und zumindest einer hatte gewaltig Spaß, als er seinen Kumpel, der trittsuchend in der Wand hing, mit der Cam "traktieren" konnte. Während der kompletten Überschreitung waren wir allerdings allein. Vom Gipfel (2259m) gilt es nun die nächste Scharte zwischen erster und zweiter Hammerspitze (walserisch Hochgehrenspitze, 2252m) zu erreichen. Wir tun dies, soweit wie möglich, in Gratnähe, was uns weitere nette Klettereien (II) beschert.
    Der Weg leitet nun rechts ums Eck und dann drahtseilversichert eine teils bröslige Rinne empor. Ein kurzer Kamin (II-) wird zum Posen genutzt, bevor man auf der zweiten Hammerspitze steht.
    Der erste Teil des Abstiegs wartet abschließend nochmals mit einer kurzen abzukletternden Steilstufe auf (I-II), bevor sich Weg und Bilderbuchgrat zum Schüsser eindrucksvoll vereinigen. Schöne Tief- und Ausblicke!


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    Der nächste Wegabschnitt, außerdem der Gipfel der zweiten Hammerspitze bzw. Hochgehrenspitze.

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    Schattenspiel am zerborstenen Fels.

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    Lässige Felsskulpturen.

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    Alpenröschen schmiegen sich an den Fels.

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    In der seilversicherten Rinne.

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    Kaminklettern.

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    Leider etwas unscharf.

    Weite Ausblicke begleiten die komplette Tour. Im Vordergrund Aurikel, etwa mittig im Bildhintergrund das "Allgäuer Matterhorn", der Hochvogel.


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    Ende eines Kamins, Posen die Zweite.

    [​IMG]

    Steinbock-Damen beim Sonnen.

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    Ein Teil des Allgäuer Hauptkamms.

    Von links nach rechts: Trettachspitze, Mädelegabel, Hochfrottspitze.

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    Alpen-Küchenschelle.

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    Alpenaster.

    [​IMG]

    Der Grat zum Schüsser bietet beeindruckende Tiefblicke. Im Hintergrund die zweite Hammerspitze.

    Der Abstieg vom Schüsser, 2170m, gestaltet sich unproblematisch, vermag jedoch mit überschwänglicher floristischer Vielfalt zu beeindrucken. Unten halten wir uns rechts und erreichen nach kurzem Auf und Ab eine Alpe. Faire Preise und drückende Schwüle machen den eiskalten Weizen obligat.
    Dann gehts rasch durch Wald und hohes Gras, die letzten Meter wieder auf breitem Weg, zur Inneren Wiesalpe - mein Gott, die Schweine duften - und von dieser zurück zum Auto.


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    Blumenwiese beim Schüsser-Abstieg.

    [​IMG]

    Die Weizen-Alm.

    [​IMG]

    Definiere "sauwohl".

    Schweinebraten im Pferch an der Inneren Wiesalpe.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 8. April 2014
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  2. Johannes

    Johannes Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Hammerspitzen (2.259 m) Schüsser Überschreitung spezial #2

    Heute konnten wir auch endlich die Tour wie oben von Tobias beschrieben begehen. Der ausführlichen Beschreibung ist eigentlich nichts hinzuzufügen, der Weg ergibt sich meist. Lediglich zu Beginn auf dem Weg zum ersten Gipfel (Hammerspitze) haben wir eine eigene Route gewählt. Der gestern gefallene Schnee hat uns keine Probleme bereitet, wir hätten trotzdem gerne auf den Anblick verzichtet :smile:

    Fazit: eine wirkliche Traumtour mit einigen spannenden Kletterstellen und einer tollen Aussicht!

    [​IMG] Tourengänger: Johannes, Flo

    Anbei noch ein paar Bilder von heute, den Rest gibts hier:

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    Ausblick auf die Gipfel des Liechelkopf, Elferkopf und Zwölferkopf (v.l.n.r.).

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    Schnee an der Fiederepasshütte.

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    Blick vom Signalgipfel zum Gipfel der Hammerspitze. Direkt unterm Kreuz das IIIer-Wändchen.

    [​IMG]
    Der Weiterweg schaut vielversprechend aus!

    [​IMG]
    Im Hintergrund Trettachspitze und Co. Die Schneegrenze liegt vermutlich auf ~2000m.

    [​IMG]
    Herrliche Fernsicht in Richtung Oberstdorf.

    [​IMG]
    Ein abschließender Blick ins Tal.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 8. April 2014
  3. Jens

    Jens Registrierter Benutzer

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    AW: Hammerspitzen (2.259 m) Schüsser Überschreitung spezial

    Gute und unterhaltsam geschriebene Beschreibung mit eindrucksvollen Bilder. :thumb2:
    Danke.

    Gestern konnte ich noch kurzfristig das schöne Wetter nutzen und hab auch die Überschreitung in Süd-Nord-Richtung von der Fiderepass-Hütte aus gemacht.

    Die Tour ist wirklich klasse und macht Laune, in den etwas anspruchsvolleren Kletterpassagen ist der Fels meist bombenfest (trotzdem immer vorher prüfen) und gutgriffig.

    Beim Aufstieg zur Hammerspitze bin ich oben etwas von der Route von Tobias und Thom abgewichen:
    Aufstieg in der breiten Rinne mit oberen Endpunkt in der Scharte zwischen Signalgipfel (re.) und Hauptgipfel (li.).
    Etwa 20 m vor dem von Tobias näher beschriebenen Schlusswändle unter dem Gipfel kann man auch von der Rinne aus nach links oben zur Gipfelebene hinauf klettern. Das ist dann bloß eine reine II, oben ist der Ausstieg mit einem großen roten Punkt markiert.
    In den alten AVF von Zettler und Groth war dies immer als Variante beschrieben und war nach diesen älteren Quellen zumindest zum damaligen Zeitpunkt wohl der gebräuchlichere Anstieg.

    Noch ein Hinweis:
    Wer die Tour andersherum machen möchte, hat die Möglichkeit, von der Hammerspitze aus auch abzuseilen, wenn man das Schlußwändle nicht abklettern will.
    Oben beim Gipfelkreuz ist ein Abseilstand eingerichtet (30 m Halbseil hier ausreichend).

    Es gibt übrigens noch eine weitere eingerichtete Abseilmöglichkeit: bei der Hochgehrenspitze und zwar kurz nach dem Gipfel (Richtung Hammerspitze) hinunter zur ersten größeren Scharte. Allerdings wäre hier wohl ein längeres Seil sinnvoll.
    Bei meiner Tour traf ích an dieser Stelle ein junges Pärchen, das sich dort mit einem 60 m-Seil abseilte - die machten das ganz prima.
    Jeder nach seiner Façon und wie man sich bei der Sache am wohlsten fühlt.

    Grüße an alle Bergfreunde, Jens

    Bild 1.jpg
    Bild 1:
    Hammerspitze beim Aufstieg von der Fiderepass-Hütte.
    Rechts vom Gipfelkreuz der Signalgipfel, zur Scharte dazwischen zieht oben die beschriebene Rinne.



    Bild 2.jpg
    Bild 2:
    Aufstieg zur Hammerspitze: in der beschriebenen Rinne.




    Bild 3.jpg
    Bild 3:
    Rückblick vom Hammerspitzen-Gipfel zur Fiderepass-Hütte.
    Etwas unterhalb der Bildmitte die rote Markierung meines Ausstiegs.



    Bild 4.jpg
    Bild 4:
    Weiterweg Richtung Hochgehrenspitze
     
    Zuletzt bearbeitet: 24. Januar 2014
  4. AW: Hammerspitzen (2.259 m) Schüsser Überschreitung spezial

    Muss euch wirklich mal ein Lob aussprechen. Tolle Seite mit tollen Touren, die auch wirklich gut beschrieben sind.
    Immer wieder haben wir uns von eurer Seite inspirieren lassen. Die Hammerspitzenüberquerung war vor 2 Wochen dran.
    Wir sind von Mittelberg auf den Kemptener Kopf, Mindelheimer KS, Hammerspitzen, "Gratweg" zur Kanzelwand und wieder nach Mittelberg.
    Was für Kartenmaterial bzw Führer verwendet ihr? Die neuen AVF gehen teilweise nur bis zum II. Grad.
    lg marcus
     
  5. Johannes

    Johannes Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    AW: Hammerspitzen (2.259 m) Schüsser Überschreitung spezial

    Danke für die positive Rückmeldung Marcus. Da habt ihr die Runde ja noch um ein ganzes Stück verlängert :thumb2:

    Wenn sich andere Bergbegeisterte/-interessierte von den Beschreibungen hier inspirieren lassen ist ein Zweck der Seite erfüllt... :wink:

    Kartenmaterial besteht hauptsächlich aus den Alpenvereinskarten. Die alten AV-Führer bieten noch einige (auch anspruchsvollere) Routen mehr die aus den neuen Auflagen verschwunden sind.

    Grüße, Johannes
     
  6. Benni

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    Hi!
    Am 31.5.14 konnte ich auch endlich mal diese Tour gehen. Mit dabei war meine Freundin, für die diese Tour die zweite Klettertour nach der Burgberger-Hörnle-Südkante war. Konditionell untrainiert und ohne besonderes Kletterkönnen, ist diese Tour für meine Freundin zur fordernden Tagestour geworden, da wir fast den kompletten Weg abgesichert haben. Für erfahrene Bergsteiger wird diese Tour -weitestgehend oder ganz seilfrei begangen- zur absoluten Genuss-Halbtagestour.
    Wir haben uns eine eine Nacht auf der Fiederepasshütte gegönnt und sind am nächsten Morgen als einzige in Richtung Hammerspitze gegangen. Der Rest hat sich lieber am Mindelheimer Klettersteig in die Schlange gestellt...
    Auf dem ganzen Weg zur Walser Hammerspitze haben wir nur eine 2er-Seilschaft getroffen.

    Der Aufsteig bei Nieselregen in den Wolken... Von den Bergen war nichts zu sehen.
    [​IMG]

    Nach gemütlichen 2,5 Stunden erreichen wir die Hütte. Dort angekommen ergattern wir noch zwei Schlafplätze, essen und trinken und kurz bevor es ganz dunkel wird, öffnet sich eine Wolkenlücke und gibt die Oberstdorfer Hammerspitze frei.
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    Am nächsten Morgen liegen alle Wolken unter uns. Die Sonne strahlt. Wir fragen noch beim Hüttenwirt nach dem besten Weg nach oben. Seine Antwort: "Erst aufm Weg nach oben, dann irgendwie durch die Scharte aufn Gipfel". Besser lässt sich der Weg tatsächlich kaum beschreiben. Es gibt hunderte verschiedener Möglichkeiten.
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    Traumhafte Stimmung. Und das beste daran ist, dass man schon zehn Meter nach der Hütte die Berge ganz für sich alleine hat.
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    Der Weg wird schnell steiler und felsiger. Klettergurte kann man aber auch bequem unter der Gipfelwand anziehen. Bis dort hin halten sich die Schwierigkeiten in Grenzen. In der schwarzen Wand rechts im Bild (die ersten Felsen auf die man stößt) stecken einige Haken. Die Kletterei sieht schön aus und bietet bestimmt am Abend auf der Hütte noch ein wenig Spaß. (Hüttenwirt weiß sicher mehr darüber)
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    Immer felsiger, immer steile, immer unübersichtlicher.
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    Schnell kommt man in die große Scharte. Links oben sieht man das Gipfelkreuz. Wir querten leicht absteigend, durch eine schotterbedeckte Flanke, ganz nach links in leicht grasiges Gelände.
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    Die letzten grünen Gräser für die nächsten Stunden.
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    Dann halten wir uns in der Scharte ganz links an den Felsen.
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    Der Fels ist übersäht mit perfekten Tritten und Griffen. Wo man auch hinlangt: fester, griffer Fels! Bald kommt man an die Stelle, wo in der Beschreibung von Tobias der klobige Felssporn erklettert wird. Die Kletterei dort sieht wirklich sehr einladend aus. Wir entscheiden und aber für die einfacherere Variante, bleiben direkt in der Scharte und steigen über einen drei Meter großen runden Felsen der dort klemmt (II).
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    Und danach steht man auch schon an dem Gipfelwändchen. (Eine Stunde von der Hütte) Bis hier her hatten wir beide viel Spaß bei der Sache, aber jetzt wird meiner Freundin ein wenig mulmig.. In der Wand stecken mehr als genung Haken! Wer auch noch den Blick von der Wand hinter sich richten kann, findet auch noch einen Standplatz. Ich kletterte die Wand frei nach oben, vobei an drei Haken. Am vierten Haken machte ich Stand. Von dort hat man den besten Blick nach unten. Zwei Meter weiter sind zwei Haken die sich noch besser als Standplatz eignen. Von dort hätte ich aber nicht die tollen Fotos machen können :wink:. Die Haken leiten einen ohne Orientierungsprobleme durch die Wand. Ob das wirklich, wie manchmal beschrieben, ein IIIer sein soll? II+ triffts nach meiner Einschätzung besser.
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    Meine Freundin sicherte ich nach. Wer den Haken nach klettert, kommt im perfekten Fels immer weiter nach rechts (auf dem Bild links) in recht ausgesetztes Gelände, welches aber der einfachsten Weg aus der Wand ist. Meine Freundin lies sich von dem Abgrund aber etwas nach links drängen (fast die direkte Falllinie vom Gipfel) und kletterte so etwas kniffliger, aber nicht so ausgesetzt zu mir hinauf. (Hinter ihr im roten Kreis der Haken)
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    Das Schneefeld ganz links ist noch viel weiter unten als es auf dem Foto aussieht. Der Abgrund dort lässt zum ersten mal richtiges Kletterfeeling aufkommen. Ohne Seil wäre für meine Freundin hier definitiv Schluss gewesen.
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    Oben angekommen fällt die erste Anspannung von ihr und wir freuen uns, unser erstes Ziel erreicht zu haben.
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    Der Weiterweg. Viel nettes Gehgelände mit Klettereinlagen. Die Orientierung hat uns noch Probleme bereitet.. Ich hatte dein Eindruck, dass die Tour von der anderen Seite übersichtlicher ist.
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    Bald hat man den Blick auf diesen tollen Gratturm der rechts umgangen zum Stahlseil führt. (rechts unten ist der Weg eingezeichnet)
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    Das Stahlseil macht in meinen Augen wenig Sinn. Der Fels ist super zu klettern und ich nutze das Seil anfangs überhaupt nicht.
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    Weiter oben aber, ist das Seil von pickelhartem Schnee bedeckt. Ich muss nach links (auf dem Foto nach rechts) in bröckeligen Fels ausweichen. Dort ist fast jeder Stein locker und wurde unweigerlich den Weg entlang des Stahlseiles nach unten einschlagen! Unten ist meine Freundin zu erkennen. Ich schätze das Stahlseil auf etwa 60 Meter.
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    Nach dem Gratturm steigen wir mal wieder ab. Uns leitet eine II-er Rinne mit zwei glatten, exakt parallelen Wänden nach links unten. (Der eigentliche Weg war das aber wohl kaum. Wenig später standen wir in steilem Grasgelände und kamen erst 50 Meter später wieder auf den Weg, der ganz oben am Grat entlang läuft.)
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    Die Rinne von unten. Auffallend die zwei parallelen Wändchen.
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    Das Wetter wird schlechter und die Rinne hat uns (ein weiteres mal) weg vom Normalweg geleitet.
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    Wieder am Grat angekommen wird das Gelände gleich wieder freundlicher und man erreicht schnell die Hochgehrenspitze. Blick zurück:
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    Kurze Verschaufpause. Wir bereiten uns auf eine Steile Schneeflanke, von denen uns die zwei anderen Bergsteiger erzählten vor. Ohne Steigeisen könnte diese Stelle noch einmal heikel werden...

    Der rutschige Schnee ist ohne Steigeisen nicht zu begehen. Rechts könnte man in extrem bröseligem IIer-Gelände das Schneefeld ungehen. Wer sich direkt auf dem Grat hält hat sicher auch tolle und feste IIer-Kletterei, die aber wesentlich ausgesetzter ist. Ich seile meine Freundin einfach an einem Köpfl die Flanke herunter.
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    Und weil ich schon das Seil in der Hand hab, ich gleich auch noch. Mein 30 Meter Seil wird bis zum letzten Stückchen ausgenutzt.
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    Jetzt haben wir wirklich alle Schwierigkeiten hinter uns. Ein herrlicher Weg führt schnell zur Walser Hammerspitze.
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    Rückblick von der Walser Hammerspitze.
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    Die Hochgehrenspitze.
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    Wir stiegen nicht weiter zur Kanzelwand, sondern vorbei an der verfallenen Wannenalpe zurück nach Schwendle.
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    Eine wirkliche Traumtour!

    Grüße ins Allgäu! :smile:
     
    Zuletzt bearbeitet: 1. Juni 2014
    Andy84, Manu, Thom und einer weiteren Person gefällt das.
  7. Benni

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    Genau ein Jahr nach der ersten Begehung dieser Traumtour hier ein Video meiner zweiten, vom 30.5.15...
     
  8. Thom

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    Anfang September konnten wir nach längerer Abstinenz wieder einmal den Hammerspitzen einen Besuch abstatten. Die Unternehumng ist immer noch lohnend, dennoch wurde das einstige IIIer Wanderl mit Eisenbügeln entschärft, was dem eingefleischten Bergsteiger doch ein wenig das Herz bluten lässt. Desweiteren werden mittlerweile mobile Klettersteige auf dem Normalweg verbaut, um so ganze Touristenbündel auf den Gipfel zu führen. Um dem Trubel zu entgehen entscheiden wir uns im Couloir über den Südgrat anzusteigen, was eine Menge Spaß gemacht hat. Der Fels ist meist gut, es gibt sogar ein paar spärliche, in die Jahre gekommene Markierungen.

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    Blick vom Wildental über das Kleinwalsertal auf Walmendinger Horn und Hoher Ifen.

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    Blick auf die Hammerspitze kurz vor erreichen des Fiderepasses.

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    Im Fiderepass angekommen. Hinten der südöstliche Vorgipfel des Hammerspitze.

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    Querung Richtung Couloir.

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    Da geht's hoch. Das Kreuz ist schon zu sehen. Der Normalweg ist bereits mit "Klettersteiggängern" hoffnungslos verstopft. Gerade aus ging es über die Route, welche ich damals vor 11 Jahren mit Tobi aufgestiegen bin. Wir entscheiden uns dieses mal für den Anstieg über den Südgrat links.

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    Schöne plattige Kraxelei bis II erwartet einen hier - herrlich.

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    Blick auf die Bergnachbarn im Süden. Die Kante ist steil aber es gibt genügend gute Griffe und Tritte.

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    Nach knapp 2,5 Std. stehen wir auf der Hammerspitze. Im Hintergrund der 1. Schafalpenkopf, über welchen der äußerste beliebte und schöne Mindelheimer Klettersteig verläuft.

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    Das Schaustück der Überschreitung wird rechts umgangen. Der Übergang zwischen Hammerspitze und Hochgehrenspitze ist äußerst kurzweilig, spannend und nie langweilig - aber auch nicht wirklich schwer.

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    Mittlerweile ist auch der Wiederanstieg zur Hochgehrenspitze vorbildmäßig versichert - der Fels bietet darüber hinaus aber mehr als genügend gute Haltepunkte und Tritte, um aufs Seil zu verzichten.

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    Hochgehrenspitze.

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    Selbe Stelle - anderes Fidle wie vor 11 Jahren: der Ausstieg aus dem schönen IIer Kamin hinauf zur Hochgehrenspitze. Der Fels ist auch hier zumeist fest und gut abgeklettert.

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    Gipfel Hochgehrenspitze.

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    Über den kleinen Schüsser geht es dann zurück in Kleinwalsertal. Hinten der Allgäuer Hauptkamm mit Trettachspitze, Mädelegabel und Hochfrottspitze.
     
    Zuletzt bearbeitet: 3. Oktober 2019
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