Schwere Bergtour Hornbachspitze (2.533m) aus Hermannskarscharte + Großer Krottenkopf Nordgrat (2.656m)

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Tobias, 4. Oktober 2014.

  1. Tobias

    Tobias Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Isny-Maierhöfen/Reutlingen
    Ab und an begangener spannender Klassiker in wunderbarer Umgebung, eingeleitet durch eine ungewöhnliche, anspruchsvolle Linie auf die kaum besuchte Hornbachspitze.

    [​IMG] Gehzeit ca. 8,5h (mit Rad)
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] ca. 1800Hm
    [​IMG] Schwierigkeit III
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG] Tourengänger: Thom, Tobias


    Im großen Stil fliegt man oder reitet aus eigener Kraft auf einem barfüßigen Sherpa den Mt. XY empor, um die schmerzhaft vakante Stelle der "Mein Haus, mein Auto, mein Boot-Liste" mit einem Berg zu füllen. Aber auch im kleinen Stil, in der Puppenstube des Bergsteigens sozusagen, muss immer wieder festgestellt werden: hoch und namhaft muss er sein. Oft genug wurde - ob aufgeschnappt oder involviert - aus einer Art Neugier schnell ein eher belächelndes Desinteresse, konnte man auf die klassischen Fragen ("Was war euer höchster, wart ihr schon auf dem und dem ...") nicht angemessen antworten. "Ach so, ja dann ..." Nun sind wir endlich Bergsteiger, dürfen mitreden! Der höchste Allgäuer sitzt! Jamann! Aber zurück zum in diesem Fall schönen Ernst des Lebens: Wir können die infizierten Wiederholer dieser Route nun nur allzu gut verstehen. Umso mehr freut uns, dass es gelang, mit dem kurzen, aber logischen (und einzig im moderaten Bereich möglichen) Anstieg auf die Hornbachspitze aus der Hermannskarscharte noch ein kleines Schmakerl an-, in dem Fall voranzuhängen. Der anschließende Nordgrat des Großen Krottenkopfes überzeugt durch seine bestechend eindrückliche Erscheinung, liefert schöne Klettereien in oft tollem Fels (in der Schlüsselstelle sogar "abgeklettert"!) sowie eine kurz atemberaubend ausgesetzte Bandquerung über eine abschüssige Platte. Wünsche bleiben keine offen.

    In Kürze: Von Holzgau über die Rossgumpenalpen zuletzt weglos ins Öfnerkar. Sehr steil über sandigen Schutt hinauf in die Hermannskarscharte (Stufe evtl. I-II). Erst über eine Schneide (II+), dann nach rechts auf abdrängendem, ausgesetztem, brüchigem Band mit drei Stufen (bis III-) östlich hinaus. Links ums Eck und in gutem Fels mit Bröselauflage (I, evtl kurz II) gerade empor (rinnenartig, rechts Platten) Auf dem Grat unschwierig zum Gipfel der Hornbachspitze. Retour in die Scharte. Kurz gerade, dann rechts im Schutt zum Minischartl mit Einstiegswändchen. Hinauf und luftiger Ausstieg auf Sims (III-). Einfacher (II) gerade zum ersten markanten Aufschwung. Nach rechts auf deutlichem Schuttband - eine plattige Stelle Tendez II, abdrängend und äußerst ausgesetzt - etwas in die Westwand; Nach Platte weiter aufwärts I-II, oft brüchig. Vor einem noch weiteren Übertritt in die großflächig einbauchende Westflanke auf kleinem Band nach links empor und dann gerade über guten Fels steil aufwärts (durchgehend II) zu kleinem Schärtchen mit der Schlüsselstelle. An guten Griffen und Tritten empor, leicht rechts durch einen Spalt, steil nach links und gerade auf Nordgratabsatz empor. (Unten kräftige III, dann bis II+.) Nun schöne, längere IIer-Kletterei am Grat, oben leichter. Unterm Gipfel zwei Äste: Links nochmal kurz II direkt zum Gipfel. Abstieg Normalweg (I).

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    Schnell ist das Wolkenmeer überwunden.

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    Zuletzt weglos wird ins Öfnerkar angestiegen.

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    Hornbachspitze.

    Ein erster Blick verrät - von dieser Seite sperrt sich der Berg.

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    Möglichst hoch - hier geht es sich ganz vernünftig - queren wir in die steile Geröllreiße der Hermannskarscharte. Wer vom Fuß startet, hat mühsam-sandiges Gebrösel zu bewältigen.

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    Aufstieg Hermannskarscharte.

    Unser hohes Einsteigen hat uns den größten Teil des üblen Geländes erspart. Eindrucksvoll prangen hier die Wände der Hornbachspitze zur Linken. Rechts nicht minder die Westwand/der Nordgrat des Großen Krottenkopfes.

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    Eine Stufe darf geklettert werden (I-II).

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    Hermannskarscharte.

    Hier der Blick auf das Objekt der Begierde. Es gibt kein Spielraum; wo`s langzugehen hat ist gleich klar: ein schräg nach rechts verlaufendes Band, unterbrochen von drei kleinen Stufen weist den Weg. Dann stellt sich noch die Frage, wie es ums Eck ausschaut...

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    Zuerst gehts auf eine Schneide (II+), die zum Band leitet.

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    Auf dem ostseitigen Band an der Hornbachspitze.

    Gleich folgt die erste Stufe ...

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    ... abdrängend muss hoch angestiegen werden. In der Art funktionieren auch die anderen Felsriegel.

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    Ums Eck ...

    ... gehts weiter! Gerade in meist gutem Fels hoch an den Grat.

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    Gipfel in Sicht.

    Rechts markante Plattenfluchten.

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    Auf dem Grat gehts einfach weiter zum selten besuchten Gipfel ...

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    ... mit klatschnassem Büchlein. Bitte neues in dichter Verpackung deponieren!

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    Öfnerspitze.

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    Abstieg Hornbachspitze ...

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    ... hier III-.

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    Auch die Schneide zurück in die Hermannskarscharte ist nicht ganz trivial II+.
    Nun gehts kurz im Schutt empor und nach rechts zum Einstiegswandl in den Nordgrat ...


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    ... hier zu sehen. Gleich zu Beginn schöne, sehr steile Kletterei mit ausgesetztem Ausstieg auf einen schmalen Sims.

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    Einstieg Großer Krottenkopf Nordgrat (III-).

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    Wildes, aber leichteres Gelände führt gerade zum ersten Steilaufschwung empor.

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    Erster großer Grataufwurf.

    Er könnte sogar direkt erklettert werden, was allerdings aufgrund des extrem losen, blockigen Gesteins im Riss dringend unterlassen werden sollte! Frische Ausbrüche sind zudem unmissverständlich. Stattdessen wendet man sich nach rechts auf ein bald hart ausgesetztes Band. Mehrere alte Schlaghaken in der Begrenzungswand zeigen, dass hier auch schon früher der Wind pfiff.

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    Bandquerung.

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    Abschüssige Plattenquerung.

    Abdrängend muss hier klein angestanden werden. Geht fast als die "psychische Schlüsselstelle" des Nordgrats durch.

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    Nach dieser Stelle lockerts wieder auf.

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    Ein Blick zurück.

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    Die Rampe leitet nun zu diesem Aufschwung. Wird er weiter überschritten, so kommt man zu weit in die bauchige Westwand. Daher folgt man einem schmalen Sims nach links (rechtes Bildeck oben). Das nächste Bild zeigt den zu vermeidenden Übertritt in die Westwand.

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    Hier nach links gegen den Nordgrat!

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    Auf dem erwähnten Sims kurz links ansteigend empor, dann gleich nach rechts sehr steil in gutem Fels zur Schlüsselstelle.

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    Steile, anhaltende Zweierkletterei hält für die Crux warm.

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    Schärtchen vor Crux.

    Der Blick hinab zeigt nochmals die Steilheit dieser IIer-Passage.

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    Klettertechnische Schlüsselpassage am Nordgrat.

    Hier klingelt ein toller, aber waschechter Dreier.

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    Crux von oben.

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    Über einen schmalen Riss wird ausgestiegen. Dann nach links und gerade empor (II+).

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    Ausstieg auf den Nordgrat.

    Dann in herrlicher IIer-Kletterei direkt am Grat weiter.

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    Oberer Nordgrat Krottenkopf.

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    Immer wieder ...

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    ... schöne, steile Aufrisse.

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    Gipfel Großer krottenkopf.

    Das Gelände legt sich nun merklich. Unterm Gipfel wählen wir die linke Variante, welche nochmals einen Zweier serviert.

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    Gipfelkletterei.

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    Hermannskarsee mit Marchspitze.

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    Abstecher zum Kleinen Krottenkopf.

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    Normalweg Krottenkopf.

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    Nordgrat Großer Krottenkopf im Profil.

    Die Schlüsselstelle befindet sich beim etwa gratmittigen dunkeln Gestein.
     
    Zuletzt bearbeitet: 3. Dezember 2023
    Thom gefällt das.
  2. Tobias

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    Nach drei Jahren wieder den Nordgrat gemacht. Der damalige Eindruck hat sich bestätigt - einfach eine tolle Unternehmung, und mit Radl zudem sehr zügig durchzuführen.

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    Chris Koala, Manu und Thom gefällt das.