Leichte Bergtour Impressionen aus dem Rauhenhalstobel / Der Weg zur Rauhenhalsalpe

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen unserer Mitglieder" wurde erstellt von Hoefatssuechtig, 25. August 2013.

  1. Hoefatssuechtig

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    Der Rauhenhalstobel befindet sich nördlich der Höfats und Kleinen Höfats und ist ein bis in den Spätsommer mit Lawinenresten gefülltes Schluchtensystem, das eine für die heutige Zeit unglaubliche Wildnis, Urtümlichkeit und Ursprünglichkeit beherbergt. Zudem besitzt er einen kleinen, alpinen Schatz: die zierliche Höfatsnadel auf dem sogenannten "Kirchl" (1760m): ein etwa 40 Meter hohes, äußerst filigranes Gebilde aus Fels und Gras, das Kletterfertigkeiten bis zum IV.ten Grad verlangt.

    Im Norden wird der Rauhenhalstobel vom Nordostgrat (auch Nordostkamm bezeichnet) der Gieselerwand (2017m), im Westen vom Rauhenhalsgrat und im Süden vom Höfats-Nordostgrat, vom Nordostgrat der Kleinen Höfats und von der Nordostwand des Seilhenkers räumlich begrenzt. Bereits vom Oytal aus, nahe des Prinzenkreuzes (1094m), haben bereits Tausende Wanderer dieses unvorstellbar wilde Gebiet bestaunt, jedoch die wenigsten waren einmal mitten drin oder haben sich auf den steilen Weg zur Rauhenhalsalpe (1570m) gemacht. Einzig Richtung Osten gewährt der Rauhenhalstobel dem erfahrenen Bergwanderer Zutritt und auch dann ist sehr gutes Orientierungsvermögen und erhöhe Trittsicherheit gefragt, da der Weg zur Rauhenhalsalpe nach den beiden ausgesprochen harten und lang andauernden Wintern 2012 und 2013 stellenweise völlig zugewuchert ist und teils schlichtweg nicht mehr existiert.

    Für den botanisch Interessierten bietet der untere Bereich des Tobels eine wahre Fundgrube, allerdings sollte man dabei keine Scheu vor mannshohen Sträuchern und Disteln haben, ohne dass auch nur eine einzige Wegspur zu erkennen ist. Im Juli 2013 stattete ich diesem Gebiet einen Besuch ab und werde nun im Folgenden eine möglichste detaillierte und reich bebilderte Beschreibung geben, da der letzte Winter dort unheimlich gewütet hat und der gewöhnliche Bergwanderer sich leicht verirren kann, und daher bereits im Internet vorhandene Wegbeschreibungen mittlerweile leider etwas veraltet wirken.

    Ich beginne mit dem Prinzenkreuz (1094m) im mittleren Oytal, das man auf einem einfachen Forstweg nach Passieren des Oytalhauses und der Unteren Gutenalpe schnell erreicht hat. Unmittelbar danach überquert man den Oybach:
    Rauhenhalstobel01paint.jpg



    Bevor der Forstweg nach Süden Richtung Käseralpe abzweigt, also in der letzten Kurve sozusagen, erkennt man zur Rechten (auf dem unteren Bild geradeaus) einen kaum noch begangenen Forstweg:
    Rauhenhalstobel02paint.jpg



    Dieser schwachen Wegspur folgt man, bis man zur Linken folgendem Fels begegnet:
    Rauhenhalstobel03paint.jpg



    Unmittelbar daneben beginnt zur Linken (siehe rechts auf dem oberen Bild) eine teilweise völlig zugewucherte, stellenweise nicht mehr existente, sehr schmale Pfadspur. Es empfiehlt sich nicht, dem oben erwähnten, verwachsenen Forstweg zu folgen, da dieser nur im steinigen Tobelbett endet.
    Rauhenhalstobel04paint.jpg



    Und dann steht man mitten in der Wildnis, zwar erkennt der geübte Bergwanderer manchmal noch eine schwache Pfadspur, aber mehr auch nicht. Am besten bewegt man sich geradeaus auf eine kleine Strauchgruppe zu (siehe Bildmitte im oberen und etwas näher betrachtet im unteren Bild). Links geht es dann um die Strauchgruppe herum:
    Rauhenhalstobel05paint.jpg



    Danach orientiert man sich an einem großen Fels am Beginn des wilden Schluchtensystems (siehe Bildmitte im unteren Bild):
    Rauhenhalstobel06paint.jpg



    Der Blick zurück beweist die unglaubliche botanische Vielfalt (und Wildnis
    :wink:):
    Rauhenhalstobel07paint.jpg



    Für die botanisch Interessierten eine wahre Goldgrube, wie folgende botanische Auslese belegt:
    Rauhenhalstobel08paint.jpg

    Rauhenhalstobel09paint.jpg

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    Rauhenhalstobel11paint.jpg

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    Rauhenhalstobel16paint.jpg



    Nach dem markanten Fels erkennt man geradeaus einen schon von Weitem gut sichtbaren, düsteren Felsturm (siehe rechts im unteren Bild), zu dessen Füßen man den oft mit Schnee- und Lawinenresten gefüllten Tobel überqueren muss:
    Rauhenhalstobel17paint.jpg



    Wer sich für die Höfats-Nordwand, den Schärtelekamin und den Übergang zur Stiege am Beginn des Nordostgrates der Kleinen Höfats interessiert, hält sich jetzt links. Wer sich - wie ich - für den Weg zur Rauhenhalsalpe interessiert, überquert den wasserführenden Tobel und hält sich jetzt rechts. Wichtiger Hinweis: Hier gibt es das letzte Mal Wasser, also dementsprechend am besten noch einmal die Wasservorräte auffüllen. Nach Überqueren des Tobels (Vorsicht: Loses Geröll und teils erhebliche Wassermengen nach der Schneeschmelze!) bewegt man sich gerade auf die untere Felswand zu (siehe obere Bildmitte im unteren Bild). Die unten gut erkennbare, äußerst brüchige und gefährliche Geröllrinne auf der rechten Seite benutzt man lieber nicht, stattdessen führt ein schmaler Pfad durch eine kleine Strauchgruppe (siehe grüne Zickzack-Linie unten links). Diesem steilen, aber gut erkennbaren Pfad folgt man immer weiter.
    Rauhenhalstobel18paint.jpg



    Blick auf eindrucksvolle Lawinenreste im Rauhenhalstobel:
    Rauhenhalstobel19paint.jpg



    Wer zum Schärtelekamin, zur Stiege oder zur Höfats-Nordwand will, muss den Lawinenrest links unten weiter verfolgen:
    Rauhenhalstobel20paint.jpg

    Gleich gehts weiter...

    Grüße, Christian aus Moormerland
     
    Zuletzt bearbeitet: 25. August 2013
  2. Hoefatssuechtig

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    Impressionen aus dem Rauhenhalstobel / Der Weg zur Rauhenhalsalpe, Teil II

    Weiter gehts...

    Der Blick zurück zum wasserführenden Tobel zeigt, dass man beim Überqueren doch recht achtsam sein sollte. Genau über der Bildmitte (unteres Bild) erkennt man (für den Abstieg wichtig!) den oben erwähnten Felsblock. Darüber ist die Brücke über den Oybach zu sehen.
    Rauhenhalstobel21paint.jpg



    Man folgt der deutlich erkennbaren Pfadspur (siehe ganz rechts unten im unteren Bild) durch die Strauchgruppe:
    Rauhenhalstobel22paint.jpg



    Der Pfad schwenkt dann nach rechts und führt zu einer abweisenden Felswand (siehe unteres Bild), über die der weitere Weg zur Rauhenhalsalpe verläuft, der zum Glück mit Eisenstiften und einem grünen Bandgeländer gesichert ist.
    Rauhenhalstobel23paint.jpg



    Die Pfadspur durch die Strauchgruppe:
    Rauhenhalstobel24paint.jpg



    Blick zurück zur Pfadspur:
    Rauhenhalstobel25paint.jpg



    Früher war der weitere Wegverlauf zum Schärtelekamin und zur Höfats-Nordwand einmal erkennbar, aber mittlerweile ist alles zugewachsen:
    Rauhenhalstobel26paint.jpg



    Schade um die extremen Anstiege auf der Nordseite der Höfats (siehe unten).
    Rauhenhalstobel27paint.jpg



    Bereits von der Strauchgruppe aus hat man einen schönen und umfassenden Blick auf das Himmelhorn:
    Rauhenhalstobel28paint.jpg



    Das letzte Stück, bevor es die Felswand entlang geht (siehe grünes Bandgeländer rechts im unteren Bild, das vor allem zum Schutz für die Schafe beim Auf- und Abtrieb von der Rauhenhalsalpe dient):
    Rauhenhalstobel29paint.jpg



    Der Beginn des gesicherten Weges entlang der Felswand:
    Rauhenhalstobel30paint.jpg



    Aber auch auf diesem gesicherten Wegstück ist Achtsamkeit gefragt. Lose Geröllauflagen verlangen erhöhte Trittsicherheit:
    Rauhenhalstobel31paint.jpg



    Der Blick zurück zum Beginn des gesicherten Wegstücks:
    Rauhenhalstobel32paint.jpg



    Steil, aber gesichert geht es weiter:
    Rauhenhalstobel33paint.jpg



    Wieder der Blick zurück:
    Rauhenhalstobel34paint.jpg



    Nach diesem gesicherten Stück geht es steil in eine kleine Waldgruppe weiter, der Weg ist bestens erkennbar:
    Rauhenhalstobel35paint.jpg



    Nur das lose Geröll stört ein wenig:
    Rauhenhalstobel36paint.jpg



    Der Blick zurück zur Felswand:
    Rauhenhalstobel37paint.jpg



    Danach führt der Weg steil und im Zickzack durch eine kleine Waldgruppe, von der man bereits aus einen interessanten Blick zum Tobel hat:
    Rauhenhalstobel38paint.jpg



    Nach dieser Waldgruppe geht es zur Linken steil über einen Grashang (siehe unteres Bild):
    Rauhenhalstobel39paint.jpg



    Leider verliert sich die Pfadspur zusehends. Dafür wird der Blick frei auf die mächtigen Nordwände der Höfats und Kleinen Höfats.
    Rauhenhalstobel40paint.jpg

    Gleich gehts weiter...

    Grüße, Christian aus Moormerland
     
  3. Hoefatssuechtig

    Hoefatssuechtig Registrierter Benutzer

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    Impressionen aus dem Rauhenhalstobel / Der Weg zur Rauhenhalsalpe, Teil III

    Weiter gehts...

    Falls man die Pfadspur auf dem Steilhang verlieren sollte, orientiert man sich am besten an folgendem, abgestorbenen Baum (siehe oben etwas links der Bildmitte im unteren Bild):
    Rauhenhalstobel41paint.jpg



    Nach diesem abgestorbenen Baum ist der Weg wieder gut erkennbar (siehe unteres Bild):
    Rauhenhalstobel42paint.jpg



    Nur noch mäßig steil führt der Pfad weiter. Bereits hinter dem im unteren Bild oben erkennbaren Grashügel liegt versteckt die Rauhenhalsalpe (1570m):
    Rauhenhalstobel43paint.jpg



    Vom letzten Wegstück aus hat man einen umfassenden Einblick in die steile Nordseite der Kleinen Höfats und zur Stiege. Ganz rechts (im unteren Bild) erkennt man den unteren Teil des Höfats-Nordostgrates, gleich daneben der kleine Zacken des Schärteles, zu dem der finstere Schärtelekamin führt, und links daneben der kühne Gipfelaufbau der Kleinen Höfats, deren Nordwand übrigens bis heute noch nicht durchstiegen wurde.
    Rauhenhalstobel44paint.jpg



    Kurz vor der Rauhenhalsalpe ändert sich das Landschaftsbild schlagartig, ein fast lieblich anzumutendes Weidegebiet:
    Rauhenhalstobel45paint.jpg



    Der Blick zurück ins mittlere Oytal:
    Rauhenhalstobel46paint.jpg



    Eindrucksvoll präsentieren sich jetzt Himmelhorn und Schneck:
    Rauhenhalstobel47paint.jpg



    Blick von der Rauhenhalsalpe zum Schochen:
    Rauhenhalstobel48paint.jpg



    Blick von der Rauhenhalsalpe
    auf den Beginn des Nordostgrates bzw. Nordostkammes der Gieselerwand:
    Rauhenhalstobel49paint.jpg



    Blick von der Rauhenhalsalpe auf das letzte Gratstück (siehe links oben im unteren Bild) zur Gieselerwand (2017m):
    Rauhenhalstobel50paint.jpg



    Blick von der Rauhenhalsalpe auf den Rauhenhalsgrat:
    Rauhenhalstobel51paint.jpg



    Blick von der Rauhenhalsalpe auf den Zweiten Gipfel der Höfats:
    Rauhenhalstobel52paint.jpg



    Die Rauhenhalsalpe auf 1570m: einsam, unbewirtschaftet, menschenleer, nur ein paar Schafe. Im unteren Bild erhebt sich links hinter der Alpe das sogenannte "Kirchl" (1760m), eine Felsrippe, auf der sich die Höfatsnadel befindet:
    Rauhenhalstobel53paint.jpg



    Das Kirchl in der Detailansicht, rechts befindet sich die nur schwach erkennbare Höfatsnadel:
    Rauhenhalstobel54paint.jpg



    Das Kirchl im Überblick mit der Höfatsnadel rechts, links dahinter die Kleine Höfats. Um zur Höfatsnadel zu gelangen, hält man sich von der Rauhenhalsalpe kommend auf den linken, unteren Bereich des Kirchls zu (siehe ganz schwache Pfadspuren links unten im unteren Bild), danach muss man, da die nördliche Seite des Kirchls durch Hangabrutschungen unbegehbar geworden ist, die direkte, grasige, mit Latschen und Bäumen verwachsene Gratlinie entlangsteigen, dem Gratverlauf nach rechts folgen, bis man rechts auf die Höfatsnadel trifft.
    Rauhenhalstobel55paint.jpg



    Das Kirchl im Überblick mit der Höfatsnadel rechts, mit eingezeichnetem Wegverlauf:
    Rauhenhalstobel55Wegpaint.jpg



    Dabei wird man nur Schafen begegnen:
    Rauhenhalstobel56paint.jpg

    Ich selber habe die Höfatsnadel noch nicht bestiegen, da ich allein und ohne Seil unterwegs war.

    Gleich gehts weiter mit einigen Übersichtsbildern zum Rauhenhalstobel...

    Grüße, Christian aus Moormerland
     
  4. Hoefatssuechtig

    Hoefatssuechtig Registrierter Benutzer

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    Impressionen aus dem Rauhenhalstobel / Der Weg zur Rauhenhalsalpe, Teil IV

    Der Rauhenhalstobel im Überblick, von Osten aus gesehen:
    Rauhenhalstobel57paint.jpg



    Der Rauhenhalstobel im Überblick, von Norden aus gesehen:
    Rauhenhalstobel58paint.jpg



    Der Rauhenhalstobel im Überblick, von Westen aus (vom Rauhenhalsgrat aus) gesehen:
    Rauhenhalstobel59paint.jpg



    Blick vom Rauhenhalsgrat zum Kirchl mit der Höfatsnadel:
    Rauhenhalstobel60paint.jpg



    Der Rauhenhalstobel im Überblick, von Süden aus (vom Gipfel der Kleinen Höfats aus) gesehen, unten links erkennt man die Höfatsnadel und die aufgrund von Hangabrutschungen unbegehbare, nördliche Seite des Kirchls:
    Rauhenhalstobel61paint.jpg



    Der Rauhenhalstobel im Überblick,
    von Süden aus (vom Gipfel der Kleinen Höfats aus) gesehen, mit Blick auf den langen Nordostgrat bzw. Nordostkamm der Gieselerwand:
    Rauhenhalstobel62paint.jpg



    Der Rauhenhalstobel im Überblick, von Südwesten aus (von der Stiege aus) gesehen:
    Rauhenhalstobel63paint.jpg



    Der Rauhenhalstobel im Überblick, von Südwesten aus (von der Stiege aus) gesehen, mit Blick zur Höfatsnadel auf dem Kirchl:
    Rauhenhalstobel64paint.jpg



    Das Kirchl im Überblick mit der Höfatsnadel, von der Stiege aus gesehen:
    Rauhenhalstobel65paint.jpg

    Fazit: Der Rauhenhalstobel mit der versteckt liegenden Rauhenhalsalpe ist für all diejenigen Bergwanderer und Bergsteiger interessant, die noch ursprüngliche Wildnis und urtümliche Landschaft (fast) ganz ohne Menschenspuren suchen.

    Für den versierten Bergsteiger (bis Schwierigkeitsgrad II+) bieten sich folgende Routen an: der längst verfallene Höhenweg vom unteren Rauhenhalstobel bis zur Stiege und der völlig einsame und nahezu unbekannte Nordostgrat bzw. Nordostkamm der Gieselerwand hinauf zum lohnenden Rauhenhalsgrat.

    Für den versierten Graskletterer bieten sich hingegen folgende Routen an: der finstere Schärtelekamin und die mächtige Höfats-Nordwand, die man allerdings nur erreicht, wenn man im unteren Rauhenhalstobel sich gleich links hält, sowie die Besteigung der Höfatsnadel auf dem Kirchl, die seit dem Zusammensturz des Wilden Männls, abgesehen von der Siplinger Nadel natürlich, die einzige spektakuläre Fels- und Grasnadel in den Allgäuer Alpen wurde.

    Aber auch für den anspruchsvollen Bergwanderer bietet sich der Rauhenhalstobel an, das einsame Weidegebiet um die Rauhenhalsalpe ist eine sehr lohnende Tour inmitten der wilden Nordseite der Höfats voller überraschender Einblicke und botanischer Schätze.

    Grüße, Christian aus Moormerland
     
    Zuletzt bearbeitet: 25. August 2013
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