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Schwere Bergtour Kleine Leiterspitze, 2700m, (T6-, II+)

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen unserer Mitglieder" wurde erstellt von Bonsai_Kitten, 5. September 2016.

  1. Bonsai_Kitten

    Bonsai_Kitten Registrierter Benutzer

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    Als "Großes Lechtalerkino" wird die Bergtour auf die zwei Glanzlichter des Gramaiser Bergpanoramas beschrieben. Mit entsprechend hohen Erwartungen starten wir den heutigen Bergtag - und wurden erwartungsgemäß nicht enttäuscht. Jedoch wird ausschließlich der erfahrene Individualist, der genau weiß worauf er sich einlässt sein "großes Kino" hier finden, denn hier wird das volle Programm an Geröll, objektiv gefährlichem Bruchgelände und ein hohes Maß an die Orientierungsfähigkeit gefordert.
    Während die Große Leiterspitze für den trittsicheren, schwindelfreien Bergsteiger noch auf einem markierten und relativ gutartigen Normalweg erreichbar ist, bleibt die Kleine Leiterspitze dem Individualisten vorbehalten. Zwar gehen die nominellen Kletterschwierigkeiten bei idealer Routenführung nicht über den Grad II+ hinaus - aber es gibt eben "gute" und "giftige" Zweier. Während ich persönlich typische "Zweier" Berge in der Umgebung, wie z.B. die Urbeleskarspitze oder die Dremelspitze eher bei den "guten" Zweiern einordnen würde, gehört die Kleine Leiterspitze klar zu den "Giftigen" und stellt daher in jeder Hinsicht deutlich höhere Anforderungen.

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    Wir hören noch das 8 Uhr läuten der Gramaiser Kirchenglocken, als wir uns auf der Teerstraße ins
    Otterbachtal aufmachen. Von Gramais aus wirken die Leiterspitzen weit entfernt, jedoch ist der
    schwach anstiegende, kurzweilige Zubringer durch`s Otterbachtal nach weniger als einer Stunde zügig
    absolviert. Ganz hinten im Tal geht es rechterhand auf dem Normalweg zur Leiterspitze steil Richtung Alblitjoch. Bei einer Weggabelung auf ca. 1900m kann man sich links halten, um den in den Fels gehauenen Weg Richtung Mintschejöchl zu erreichen. Wir bleiben noch kurz auf dem Weg Richtung Alblitjoch, um auf einem schwach ausgeprägten Rücken noch ne Runde zu chillen, ein zweites Frühstück einzunehmen und ein paar einfache Boulder zu klettern.

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    Als völlig unschwierig entpuppt sich dann der breite, in den Fels gehauene Weg übers Mintschejöchl
    zur fast ausgetrockneten Lache des Mintscheseeleins. Dort verlassen wir den Wanderweg und suchen den grobblockigsten Weg durch das große, einsame Geröllkar in Richtung Kleiner Leiterspitze. Wegen der spärlichen Informationen rätseln wir im Aufstieg noch über die Idealroute durch den Gipfelkörper der
    Kleinen Leiterspitze.

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    Grob 100 m unterhalb der schwach ausgeprägten Scharte unterhalb des langen Ostgrates beginnt dann der Showdown im "Großen Lechtalerkino". Über steilen Blätterteig - Schichtschrofen (I - II) steuern wir eine versteckte Steilrinne im Gipfelkörper an, die hinter einer Felsmauer schräg von rechts unten nach links oben zieht. Durch die nach unten abbrechende Rinne geht es ausgesetzt mäßig schwer (II) grob 80m nach oben bis man auf einem schräg geneigten Grasplateau herauskommt. Hier ist uns der Weiterweg zuerst nicht ganz klar, aber mit vereintem Bergsteigerinstinkt finden wir gemeinsam die ideale Linie für den Weiterweg.


    Am Ende der Rinne angekommen steuert man nun am besten ein markantes, kleines Mäuerchen wenige Meter oberhalb an (im obigen Bild genau in Bildmitte). Wenige Meter an dem Mäuerchen entlang findet sich dann ein guter Griff, um die Mauer zu überwinden. Nach der Mauer geht es zuerst rechterhand in mäßig gestuftem Gras - Schrofengelände weiter, um sich nach wenigen Metern wieder linkerhand unterhalb der nächsten Felsmauer auf nun besseren Grastritten zum Band unterhalb der klettertechnischen Schlüsselstelle (rechts des schwarzen, schattigen Fels am oberen Bildrand) hinaufzuarbeiten. Obwohl ich diese Graspassage nur mit I+ bewerten würde, ist diese wirklich ernstzunehmen, insbesondere bei Nässe. Man befindet sich hier im kompromisslosen Absturzgelände.

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    Nun geht es an die klettertechnische Schlüsselstelle (im obigen Bild von oben). Diese ist nur wenige Meter lang, der Fels ist relativ zuverlässig und fensterbrettartige, große Tritte sind gegeben. Mit einer Bewertung tut man sich hier recht schwer, weil hier eigentlich nur die objektive Gefährlichkeit wirkt. Technisch dürfte die Stelle im Bereich II+ liegen. Die Ausgesetztheit lässt sich in dem Bild nur erahnen - zwischen den Graspolstern und dem Geröll dahinter befindet sich eine ca. 50 m hohe, senkrechte Mauer. Danach geht es in schrofigem Geröllgelände tendenziell etwas weniger ausgesetzt und leichter weiter zu einer Schulter südlich des Gipfels. Über eine schrofige, abwärts geschichtete, wenig ausgesetzte Kletterstelle (I+) geht es über gerölliges Gehgelände nun zum sehr selten betretenen Gipfel. Ein markantes, seit nun mehr als 10 Jahren windschiefes, aber doch recht stabiles Kreuz schmückt diesen exclusiven Ort.


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    Im Abstieg studieren wir noch einige alternative, aber wohl schwierigere Anstiege und bewegen uns exakt wie im Aufstieg wieder hinunter. Weitere Informationen zur Kleinen Leiterspitze finden sich hier: http://www.alpic.net/forum/bergsommer/kleine-leiterspitze/
    Unten, "auf sicherem Boden" wieder angekommen, geht es über dunkles Schrofengelände nun weiter Richtung Leiterscharte. Im Weiterweg zur Großen Leiterspitze steigen wir weiter Richtung Süden an und umgehen den markanten Felsturm zwischen den beiden Leiterspitzen unschwierig und steuern die Leiterscharte an, die die beiden Leiterspitzen trennt. Von dort geht es dann auf dem Normalweg (T4+, I) auf den aussichtsreichen Gipfel der Großen Leiterspitze mit einem der unfassendsten und eindrucksvollsten Weiterblicke der gesamten Lechtaler Alpen. Als lohnender Rückweg bietet sich die Rundtour über den Bittrichsee zurück ins Otterbachtal an.

    [​IMG]Tourengänger: Caro, Simon, Johannes, Andi
     
    Zuletzt bearbeitet: 6. September 2016
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