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Empfohlen Schwere Bergtour Von Klimm auf die Schwellenspitze (2.496m)

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Thom, 12. September 2015.

  1. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Ort:
    Isny im Allgäu
    Anspruchsvollerer Hornbachklassiker, der mit viel Schutt und ein paar wirklich spannenden Kletterstellen aufwartet - einsam und aussichtsreich.

    Tour-Bewertung:

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    ca. 6,5 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] ca. 1.500 Hm / 15 km
    [​IMG] Schwierigkeit II / T5
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG]Tourengänger: Jo, Tobias, Thom

    Zwischen Klimmspitze und Wasserfallkarspitze erhebt sich etwas unscheinbar - zumindest beim Anblick vom Großkar aus - die nur selten bestiegene Schwellenspitze, welche mit ihrer knapp 700 Meter hohen Nordwand über die höchste der gesamten Allgäuer Alpen verfügt. Früher zumeist über die hier beschriebene Südroute angegangen, erfreut sich dank vernünftiger Routenbeschreibungen im Internet die Nordroute über das Faulholzerkar immer größerer Beliebtheit. Dies soll nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich bei der Schwellenspitze um einen sehr selten besuchten Gipfel handelt. Die Südroute mag dem ein oder anderen von der Wegführung etwas umständlich erscheinen, sie ist aber durchaus logisch, zudem recht lohnend und anspruchsvoll, aber für den erfahrenen Bergsteiger zu keiner Zeit wirklich schwer. Dennoch habe ich mich nach reiflicher Überlegung für eine Deklaration als "Schwere Bergtour" entschieden, da eine Herabstufung als "Mittelschwere Tour / 4 Haken" einen falschen Eindruck beim Leser erwecken könnte: guter Orientierungssinn, die Beherrschung des II. Schwierigkeitsgrades sowie Trittsicherheit sind obligat für diese Unternehmung. Die Felsanteile wechseln hierbei gerne mal die Qualität - von brüchig bis fest ist alles vorhanden. Das Gelände wirkt oft wild und urig, teilweise aber auch zahmer, als es letztendlich wirklich ist! Die manchmal etwas mühsamen Anstiege werden durch spannende (Ab-)Kletterpassagen ausgeglichen. Trotz des Jahrhundertsommers 2015 waren wir erst der 4. Eintrag in dem kleinen Büchlein unterm Gipfelsteinmann. Ausgangspunkt ist der Parkplatz vor der hölzernen Lechbrücke kurz vor der Ortsschaft Klimm. Von hier aus geht es durch den fast 1000 Meter hohen Latschengürtel hinauf ins Großkar.


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    Von Anfang an haben wir traumhaftes Spätsommerwetter und können so schon beim Anstieg hinauf ins Großkar die Aussicht auf die gegenüber liegenden Lechtaler Berge genießen - hier Lichtspitze und rechts Wannenspitze.

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    Nach knapp zwei Stunden ist das Großkar erreicht und wir haben zum ersten Mal einen freien Blick auf die Schwellenspitze (der Zacken in der Mitte ist eigentlich der östliche Vorgipfel) und ihren Südwestgrat, welchen es nachher zu überschreiten gilt.

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    Blick vom Großkar auf die Wasserfallkarspitze und den bevorstehenden Geröllanstieg mit anschließendem Durchlass durch den Felsriegel. Der Normalweg (I) zieht knapp links der Bildmitte nach links oben auf eine leicht grasige Abdachung. Wir entscheiden uns dieses Mal für die Direkte Variante in der Bildmitte, welche ungleich anspruchsvoller ist (II-III).

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    Die etwa 150 Höhenmeter im Geröll sind erstaunlich schnell überwunden, ich persönlich hatte es anstrengender in Erinnerung als es dann letztendlich ist.

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    Anstatt wie üblich nach links zu ziehen, wollen wir uns diesen Durchlass genauer ansehen.

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    Einzig und allein eine 4-5 Meter hohe und glatte Stufe verweigert einem den einfachen Anstieg. Für großgewachsenen noch im II. Schwierigkeitsgrad anzusiedeln, für kürzer geratene definitiv ein IIIer. Also Obacht.

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    Oberhalb des Durchlasses geht es auf gerölliger Abdachung in nicht immer ganz einfachem Gelände aufwärts. Nach ca. 100 Hm treffen wir wieder auf den "Normalweg" der Wasserfallkarspitze mit seinen zahlreichen Steinmännern.

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    Kurz unterhalb der markanten Felsen von P2.525 steigen wir in die Querung hinüber zur Schwellenspitze ein. Auf dem Rückweg stellen wir fest, das ein ca. 50 Meter tieferer Einstieg mit leicht ansteigender Querung den einfachsten Weg vermittelt - mit Erfahrung und Trittsicherheit ist auch die höhere Variante gut machbar.

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    Die Querung unter den Felsen verläuft durch uriges und wildes Gelände (I-II).

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    Am Fuße der Felsen von P2.525 angekommen wird das Gehgelände wieder deutlich zahmer.

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    Auch hinauf zum Verbindungsgrat zwischen P2.525 und Schwellenspitze halten wir uns stets links an den Felsen ...

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    ... was uns herrliche Klettereien (bis I+) auf einer schräg geneigten, kompakten Felsplatte beschert.

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    Oben am Grat angekommen präsentieren sich Hochvogel und die Wildengruppe in bestem Fotolicht. Der anstrengende Teil der Tour liegt spätestens hier hinter uns, der Gratübergang zum Gipfel der Schwellenspitze ist stets einsam, Tief- und Fernblicke sorgen für echten Alpinflair und die Kletterstellen sind zumeist spannend.

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    Rückblick auf Punkt 2.525, welchen wir zuvor südseitig umgangen haben. Der hier noch breite Gratrücken endet nach wenigen Metern abrupt in einem steilen Abbruch, welcher über ein Ausweichen in der Nordflanke wohl gut zu umgehen ist.

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    Wir entscheiden uns für einen direkten Abstieg (hier im Rückblick) rechts des überhängenden Felswulstes hinab auf die Gratschneide, was zunächst äußerst steil und anspruchsvoll aussieht, später sich jedoch als gut machbarer IIer entpuppt. Allerdings muss durch die wechselnde Felsqualität mit entsprechender Vorsicht geklettert werden!

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    Nach kurzem Gehgelände stehen wir vor der nächsten Abbruchkante, welche zunächst wenig einladend aussieht. Man erreicht die etwa 25 Meter tiefer gelegene Scharte jedoch über tolle IIer-Kletterei an der einem kleinen Rechtsbogen folgenden, teils von der Sonne angestrahlten Gratkante, welche überraschenderweise aus zumeist vernünftigem Felsen besteht.

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    Rückblick aus der Scharte hinauf zum eben abgekletterten Grat.

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    Ein direkter Aufstieg aus der Scharte über eine ca. 6 Meter hohe, bauchige Stufe liegt irgendwo zwischen dem 4. und 5. Schwierigkeitsgrad und ist weiter oben recht brüchig. Deshalb steigt man kurz einige Meter nordseitig hinab und quert über ein Felsband (I) unter dem Gratturm hindurch.

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    Das wilde Felsgelände endet damit abrupt, es geht auf gut gangbaren Bändern um die Ecke wieder hinauf zur Grathöhe. Stets ins Auge fallend - der Hochvogel und die Gipfel der Rosskargruppe.

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    Dann folgt die letzte Abkletterstelle: der mit einer Latsche begrünten Gratkopf oberhalb des schon aus dem Großkar sichtbaren Felsenfensters (II). Die Stelle ist ein wenig ausgesetzt, die eigentliche Kletterei aber nicht schwierig und teils sogar variabel.

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    Die letzten Meter hinauf zum wenig ausgeprägten Gipfel führen nochmal durch klassischen Hornbachbruch (I-II).


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    Nach knapp 4 Stunden haben wir den aussichtsreichen Gipfel der Schwellenspitze erreicht, im Gipfelsteinmann befinden sich sogar 2 Bücher, in welche sich bisher nur wenige Bergsteiger eingetragen haben. Wir lassen die Blicke über die umliegende Bergwelt schweifen, genießen Brotzeit und Ruhe in vollen Zügen.

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    Blick vom Gipfel der Schwellenspitze hinüber zur benachbarten Klimmspitze, dahinter am Horizont Deutschlands höchster Berg: die Zugspitze. Unser Abstieg von der Schwellenspitze entspricht dem Aufstieg.

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    Den gut kletterbaren Aufschwung über dem Felsenfenster geht es nun wieder hinauf.

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    Blick am Elfer und seiner gebänderten Nordflanke vorbei hinüber zu Hauptkamm und Wildengruppe.

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    Wieder unterhalb des 2. Absturzes - kaum zu glauben, dass man sich hier im II. Schwierigkeitsgrad durchwursteln kann. Eine wilde Felsszenerie, die jedem Begeher im Gedächtnis bleiben wird.

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    Wieder im Großkar angekommen, genießen wir nochmal den Blick in die Lechtaler Alpen, bevor wir uns an die letzten 1.000 Höhenmeter Abstieg machen.

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    Bilderbuch-Steilgraslandschaft an Rotwand und Pfeilspitze - einfach nur lecker.
     
    Zuletzt bearbeitet: 10. Mai 2019
    franz, Jens und Admin gefällt das.
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